
Der neue Bildungsklima-Index zeigt: Österreichs Schulen stehen unter Druck. Die Zufriedenheit sinkt, vor allem bei Schüler:innen und Lehrer:innen. Kritik gibt es an der Unterrichtsqualität, fehlender Relevanz der Lehrinhalte – und einem belastenden Schulalltag.
Seit 2021 misst der Bildungsklima-Index (BKI) regelmäßig, wie zufrieden Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte mit dem Bildungssystem sind. Die aktuelle Erhebung für 2025 ist ernüchternd: Der Durchschnitt über alle 60 untersuchten Faktoren liegt bei „Befriedigend“ – mit fallender Tendenz. Schüler:innen und Lehrer:innen bewerten das System schlechter als noch 2023, Eltern hingegen etwas besser.
Besonders auffällig: Seit dem ersten BKI vor vier Jahren ist die Schülerzufriedenheit um über neun Prozent gefallen. Für Andreas Ambros-Lechner vom MEGA Bildungs-Verein ein klares Warnsignal: „Die kontinuierliche Verschlechterung des Bildungsklima-Indexes aus Sicht der Schülerinnen und Schüler – und zuletzt von 2023 bis 2025 auch bei den Pädagoginnen und Pädagogen – ist besorgniserregend.“
Gute Rahmenbedingungen, schwache Inhalte
Was funktioniert, ist die Organisation: Ferienregelung, schulautonome Tage oder der Umgang mit mehrsprachigen Schüler:innen erhalten vergleichsweise gute Noten. Anders sieht es bei Ausstattung, IT-Infrastruktur und Lehrinhalten aus. Große Unterschiede zwischen einzelnen Schulen zeigen: Von Chancengleichheit ist man in Österreich weit entfernt.
Auch die Unterrichtsthemen selbst sind umstritten. Bereiche wie digitale Kompetenzen, KI, wirtschaftliche Bildung oder Berufsvorbereitung schneiden schlecht ab – obwohl sie für Schüler:innen besonders relevant wären. Donia Lasinger von der B&C Privatstiftung betont: „Vorbereitung auf Beruf und Studium, Umgang mit Geld sowie aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen stehen ganz oben auf der Liste der Verbesserungswünsche bei Schülerinnen und Schülern.“
Beziehungskultur in Schieflage
Ein weiterer Knackpunkt ist die Beziehungsqualität zwischen Lehrenden und Lernenden. Lehrkräfte empfinden das Verhältnis zu ihren Schüler:innen meist als gut. Diese sehen das deutlich kritischer. Auch die gesellschaftliche Anerkennung des Lehrerberufs ist niedrig – nur vier Prozent vergeben dafür die Bestnote. Ambros-Lechner warnt: „Das ist ein Warnzeichen für Politik und Gesellschaft.“
Dauerstress für alle Beteiligten
Leistungsdruck, Zeitmangel und fehlende Unterstützung belasten Schüler:innen wie Lehrer:innen. Besonders in berufsbildenden Schulen ist die psychische Belastung hoch. Eltern sorgen sich zunehmend um die mentale Gesundheit ihrer Kinder – vor allem in Übergangsphasen. Lehrer:innen wünschen sich mehr Schulsozialarbeit und Zeit für individuelle Betreuung.
Mehrheitsfähig: Das Handyverbot
In einem Punkt herrscht seltener Konsens: Das Handyverbot im Unterricht. Besonders in der Volksschule ist die Zustimmung hoch – bei Lehrer:innen, Eltern und sogar bei vielen Schüler:innen. In der Oberstufe schwindet die Zustimmung allerdings deutlich.
Die vollständige Studie liefert auch Daten für Bundesländer- und Schultyp-Vergleiche. Im Herbst folgt ein weiterer Schwerpunkt zur Elementarpädagogik.
Mehr Infos zum Bildungsklima-Index:
www.megabildung.at