Headquarters im Fokus: Österreich ist auf dem Prüfstand

v.l.n.r. Martina Sennebogen (Capgemini), Rene Tritscher (ABA), Daniela Enzi (Club 20), Manfred Stanek (Semperit), Birgit Rechberger-Krammer (Henkel), Phillip Nell (HiA) und Madlen Stottmeyer (Moderation) | ©Katharina Schiffl

Internationale Unternehmenszentralen sind für Österreich ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Sie schaffen hochwertige Arbeitsplätze, fördern Innovationen und wirken als wirtschaftlicher Multiplikator.

So verweist Phillip Nell von der Wirtschaftsuniversität Wien auf Forschungsergebnisse, die belegen, dass jeder Headquarter-Job im Schnitt zwei weitere Stellen – vor allem im Dienstleistungssektor – generiert. Doch der Standort gerät unter Druck: Bürokratie, hohe Steuerbelastungen, Fachkräftemangel und steigende Kosten gefährden die Attraktivität.

Eine Veranstaltung von Club 20 und eXplore! stellte nun Maßnahmen zur Diskussion, wie der Standort langfristig gesichert und weiterentwickelt werden kann.

Standortvorteile gezielt nutzen und ausbauen

Trotz der Herausforderungen punktet Österreich weiterhin mit einer zentralen Lage, politischer Stabilität, guter Infrastruktur und hoher Lebensqualität. Diese Faktoren machen das Land attraktiv für internationale Zentralen – wie etwa für Henkel, Capgemini oder zahlreiche mittelständische Betriebe. Doch es braucht gezielte Investitionen und Maßnahmen, um diese Vorteile zu sichern. Phillip Nell warnt vor einem Attraktivitätsverlust, sollte es zu einem Rückbau von Produktionskapazitäten oder einem Ausbleiben von Infrastrukturmaßnahmen kommen.

Der Ruf nach entschlossenem Handeln

René Tritscher von der Austrian Business Agency (ABA) betonte, dass der Wettbewerb um Headquarter-Ansiedlungen weltweit intensiver wird. Österreich habe grundsätzlich gute Voraussetzungen, doch administrative Hürden und hohe Betriebskosten schwächen den Standort. Zwar enthalte das aktuelle Regierungsprogramm bereits Verbesserungsansätze, deren zügige Umsetzung sei jedoch entscheidend.

Unternehmen fordern Offenheit und Effizienz

Auch aus Unternehmenssicht gibt es klaren Handlungsbedarf. Martina Sennebogen von Capgemini Österreich sieht vor allem bei der Integration internationaler Fachkräfte und beim kulturellen wie bürokratischen Umgang mit Zuwanderung Optimierungspotenzial. Eine größere Offenheit gegenüber Transformationen sei notwendig, um im globalen Wettbewerb zu bestehen.

Zukunftsbereiche stärken und Ökosysteme entwickeln

Einigkeit herrschte bei den Diskutierenden darüber, dass ein starkes unternehmerisches Ökosystem entscheidend ist. Birgit Rechberger-Krammer von Henkel Österreich sieht Wien als idealen Standort für Biowissenschaften. Voraussetzung sei jedoch eine gezielte Förderung von Zukunftsbranchen, kombiniert mit raschem Bürokratieabbau und klarer Standortpositionierung.