Ein Spaziergang des Vereins „Steine des Gedenkens an die Opfer der Shoa“ führt Interessierte am 11. September in die Zeit zurück, als das Weißgerberviertel Zentrum pulsierender, jüdischer Lebenskultur war.
Das Wiener Weißgerberviertel, heute Teil des 3. Bezirks, hat eine lange Geschichte als Zentrum jüdischen Lebens. Bereits im 18. Jahrhundert siedelten sich zahlreiche jüdische Familien in diesem Gebiet an, angezogen durch die Nähe zum Zentrum Wiens und die vergleichsweise günstigen Wohnmöglichkeiten.
Einst reich an Kultur und Leben
Das Viertel war bekannt für seine lebendige jüdische Gemeinschaft, die hier Synagogen, Schulen und kulturelle Einrichtungen errichtete. Besonders im 19. Jahrhundert wuchs die jüdische Bevölkerung stark an, und das Viertel entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum jüdischen Handels, Handwerks und intellektuellen Lebens. Viele bekannte Persönlichkeiten des jüdischen Wiens, darunter Rabbiner, Schriftsteller und Künstler wie Karl Kraus oder Elias Canetti, lebten und wirkten im Weißgerberviertel. Es war auch ein Ort des kulturellen Austauschs, an dem Traditionen und modernes städtisches Leben miteinander verschmolzen.
Brutale Zerstörung durch die Nazis
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus und dem Beginn des Holocaust wurde diese reiche jüdische Kultur brutal zerstört. Die meisten Bewohner des Weißgerberviertels wurden deportiert und ermordet, Synagogen und andere Einrichtungen zerstört. Heute erinnert wenig an das ehemals blühende jüdische Leben. Gedenkstätten und Initiativen bemühen sich, die Erinnerung an diese bedeutende Vergangenheit lebendig zu halten. Im Fokus des Spaziergangs stehen die historischen Spuren jener Orte jüdischen Lebens und die Menschen, die die Geschichte eines einst lebendigen und kulturell bedeutsamen Stadtviertels erzählen.