Steinhofgründe: Eine wechselhafte Geschichte

(C) Wien Museum: Die Außenansicht des Sanatorium-Kurhauses 1907.
(C) Wien Museum: Die Außenansicht des Sanatorium-Kurhauses 1907.

Es gibt nur wenige Freizeitareale, die eine ähnliche Historie haben wie die Steinhofgründe. Es geschahen schreckliche Verbrechen und es drohte die Verbauung, heute sind sie eine Schutzzone.

Der Name „Steinhof“ stammt von einstigen „Steinbrüchen“ und „Steinlagern“, die „Steinhöfe“ genannt wurden. Das Gebiet gehörte damals zu Niederösterreich, das im Jahr 1902 den Bau einer Heil- und Pflegeanstalt beschloss. Sie wurde nach Plänen von Otto Wagner gleichzeitig mit dem Sanatorium Baumgartner Höhe 1907 eröffnet. Auf den Gründen wurden Schweine, Rinder und Kühe für die Spitalsversorgung gehalten.

(C) Wien Museum: Die Pflegeanstalt im Jahr 1908. Auf den freien Wiesenflächen wurden Schweine und Kühe für die Versorgung des Spitals gehalten.

Morde

Mit der Nazi-Herrschaft begann die dunkelste Zeit. „Am Spiegelgrund“ wurden massenhaft Euthanasiemorde begangen, darunter an 800 Kindern. Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen wurden systematisch vernichtet. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Geschichte aufgearbeitet wurde. Heute finden regelmäßige Gedenkveranstaltungen gegen das Vergessen im Otto-Wagner-Spital statt.

Drohende Verbauung

Nach dem Krieg wurden die 42 Hektar großen Steinhofgründe zum Erholungsgebiet. Bis in den 1970er Jahren erstmals die Verbauung drohte. Nach massiven Protesten gab es Anfang Dezember 1981 eine Volksbefragung: 53 % der 267.000 Teilnehmer stimmte dagegen und das Forstamt baute das Naturareal aus. 25 Jahre lang, bis April 2006, war es ruhig um das Wald und Wiesengelände. Bis Pläne auftauchten, einen Teilbereich für Wohnungen, Hotels und Geschäfte zu verbauen. Die Aufregung ebbte ab, bis ein Teil des Spitalsgeländes 2011 an Bauträger verkauft wurde.

Jetzt war Feuer am Dach – und Bürgerinitiativen sowie Zeitungen machten mobil. Am Ende wurde nur ein kleiner Teil des unteren Otto-Wagner-Spitalsareals mit Wohnungen und einem Rehab-Zentrum verbaut. Und gleichzeitig wurde von der Stadt festgelegt, dass es sich um eine „bauliche Schutzzone“ handelt. Damit sollte die Grünoase für die Nachwelt erhalten bleiben.