Erstes Supergrätzel kommt nach Favoriten

(C) MA 19 7 MA 41 / Stadt Wien: In diesem Bereich entsteht Wiens erstes Supergrätzl.

Das Wiener Grätzl ist bekanntlich ein eigenes Soziotop. Als Dorf in der Stadt charakterisiert, kennt man sich und die Uhr tickt im eigenen Grätzl oftmals eine Spur anders. Eigene Regeln definieren hier das Zusammenleben, die wahren Grätzl-Hot-Spots sind nur den Bewohnerinnen und Bewohnern bekannt.

Angelehnt an das Konzept der „Superblocks“ der katalanischen Stadt Barcelona, forciert Wien nun das erste „Supergrätzl“ der Stadt. Die Supergrätzln sollen dabei mit mehr Grün, mehr Freiräume und weniger Verkehr punkten. Das erste Grätzl dieser Art soll in Favoriten entstehen.

Superblock – Pilotprojekt im 10ten

Über mehrere Häuserblocks wird sich Wiens erstes Supergrätzl ziehen. Das Pilotprojekt in Favoriten wird das Gebiet im Bereich der Gudrunstraße – Leebgasse – Quellenstraße – Neilreichgasse umfassen.

Neben Cooling- und Begrünungsmaßnahmen, die das Mikroklima vor Ort gerade an heißen Sommertagen verbessern sollen, stehen großfälchige Verkehrsberuhigungen im Hauptaugenmerk des Projekts. Ziel ist es, die Lebensqualität im Supergrätzl zu verbessern.

Bezirksvorsteher Marcus Franz zeigt sich von der Vorreiterrolle Favoritens überzeugt: „Favoriten war bereits innovativer Vorreiter durch das Pilotprojekt 50-Grüne-Häuser zur Fassadenbegrünung. Jetzt entsteht das erste Supergrätzl der Stadt hier im Zehnten. Das unterstreicht, was viele Kenner bereits wissen: Favoriten ist dank zahlreicher nachhaltiger Projekte – wie dem Rasengleis im Sonnwendviertel, nachhaltigem Wohnbau wie in Biotope-City, einem eigenen Solarkraftwerk in der Größe von vier Fußballfeldern in Unterlaa oder der geplanten Energiegewinnung aus den Thermalabwässern der Therme Wien – zum heimlichen Öko-Pionier aufgestiegen.“

Infoveranstaltung im Herbst

Ein Grätzl wird erst durch dessen Bewohnerinnen und Bewohner zum richtigen Grätzl. Daher wird auch im Zuge des Projekts die Bevölkerung mit eingebunden. „Mein Credo für die Stadtplanung ist es, mehr kühlendes Grün und Cooling-Maßnahmen in die Stadt zu bringen. Wir wollen die Lebensqualität der Menschen in allen Bezirken weiter erhöhen und vor allem auf die klimawandel bedingten Hitzeinseln reagieren. Dazu braucht es unterschiedliche Maßnahmen und ich freue mich, dass der 10.Bezirk nun mit dem Supergrätzl ein neues Modell nach internationalem Vorbild und Einbeziehung der Anrainerinnen und Anrainer ausprobiert“, so Planungsstadträtin Ulli Sima. 

Die erste Infoveranstaltung zum ersten Wiener Superblock soll noch diesen Herbst vor Ort abgehalten werden. Dort soll gemeinsam mit den Bewohnern und Experten Ideen und Ansprüche für und an das Supergrätzl entwickelt werden. Nach einer Testphase soll das erarbeitete Konzept ab 2022 umgesetzt werden.

„Mit dem Supergrätzl und dem Programm WieNeu+ machen wir Wiener Grätzl klima- und zukunftsfit. Mit klimafreundlichen und nachhaltigen Lösungen schaffen wir leistbaren Wohnraum und mehr Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner“, so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál. 

Superblock wird Supergrätzl

Die Idee der Supergrätzln basiert auf den spanischen Superblocks. Diese sind vor allem aus Barcelona bekannt. Superblocks sind dabei Gebiete in der Stadt, die mehrere Häuserblocks umschließen. Wichtig dabei ist, dass sich in den Gebieten Bewohnerinnen und Bewohner zu Fuß frei bewegen können und die dortige Infrastruktur gut erreichen können.

Im Zentrum der Superblocks befindet sich ein verkehrsberuhigter Kern, der eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität verspricht. Durch die Neuaufteilung des Straßenraumes können Maßnahmen für mehr Aufenthaltsqualität, Klimawandelanpassung und Bewegungsfreiheit umgesetzt werden.

Die Stadt nimmt die Idee der Superblocks auf und ergänzt sie um Wien typische Leitbilder. So soll in den Wiener Supergrätzln das soziale Miteinander, mehr Teilhabe im Grätzl und mehr Grünraum sowie kühlende Maßnahmen im Vordergrund stehen.

Auch NEOS Wien Planungssprecherin GR Selma Arapovic freut sich über das innovative Stadtplanungsinstrument, das nun bald auch in Wien zu Einsatz kommen soll: „Meine Freude über die Umsetzung des ersten Supergrätzls in Wien ist sehr groß. Durch die Verkehrsberuhigung, neue Grünflächen und Freiräume werden Lärm, Staub und Hitzebildung im dicht bebauten Teil von Favoriten reduziert. Das hebt die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und wirkt sich positiv auf die Wohn- und Lebensqualität der Bevölkerung aus!“