Teilnehmer-Rekord bei der “Stunde der Wintervögel”

Die Kohlmeise fühlt sich in Wien am wohlsten © Roland Jedenastik

Österreichs größtes Citizen Science-Projekt, die „Stunde der Wintervögel“ endet mit einem Teilnehmerrekord. Exakt 27.821 Teilnehmerübermittelten ihre Zählergebnisse an die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Die Kohlmeise war mit Abstand der häufigste Wintervogel im Siedlungsraum, gefolgt von Haus- und Feldsperling.

Im Jubiläumsjahr nahmen um 13,4% mehr Naturbegeisterte an der Stunde der Wintervögel teil als im Vorjahr. Der größte Zuwachs an Teilnehmern kamen aus Niederösterreich (plus 18,5%) und Oberösterreich (plus 18%). 27.821 Vogelfans meldeten insgesamt 677.186 Vögel und damit um 45% mehr als im Vorjahr aus dem winterlichen Siedlungsraum. Seit der ersten Zählung im Jahr 2010 meldeten 180.937 Teilnehmer zur „Stunde der Wintervögel“ insgesamt beeindruckende 4.399.481 Wintervögel.

„Von bescheidenen Anfängen im Jahr 2010, als bei einer auf Wien beschränkten Pilotzählung 384 Meldungen über insgesamt 11.484 Vögel eingingen, über die erste österreichweite Aktion im Jahr 2011 mit bereits über 4.200 Meldungen hat sich unsere „Stunde der Wintervögel“ inzwischen zur populärsten Mitmachzählung Österreichs entwickelt und steht fix im Kalender vieler Vogelfreunden“, meldet Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich stolz. Die nächste Stunde der Wintervögel findet von 4. bis 6. Jänner 2025 statt.

Das sind die häufigsten Wintervögel

Bei der heurigen Jubiläumszählung war die Kohlmeise Österreichs häufigster Siedlungsvogel. Mit 5,3 Individuen pro Garten wurde sie in 89,4% der Gärten gesichtet und verwies den Vorjahressieger Haussperling (umgangssprachlich: Hausspatz) und den Feldsperling (umgangssprachlich: Feldspatz) auf die Plätze zwei und drei. Seit Anbeginn der winterlichen Zählungen sind diese drei Arten die häufigsten Vögel im winterlichen Siedlungsraum. Die heurigen Beobachtungen zeigten sich um knapp 2 (1,8) Kohlmeisen mehr in den Gärten als in den Vorjahren. Der Haussperling und der Feldsperling traten ähnlich häufig auf wie in den Vorjahren. Der Haussperling flog in 45,6%, der Feldsperling in 42,1% aller Gärten.

Das Siegerfoto von Regina Winkler zeigt Feldsperlinge an der Futtersäule. © Regina Winkler

Die Amsel flatterte auf Platz vier und war im Vergleich zum Vorjahr in allen Bundesländern um 1⁄4 (26,8%) häufiger anzutreffen. Innerhalb Österreichs wurde ein „Süd-Nord-Gefälle“ festgestellt: Im Süden des Bundesgebietes, in Kärnten, Steiermark, Südburgenland und Osttirol, waren deutlich mehr Vögel pro Garten zu beobachten. In den südlichen Bundesländern Kärnten und Steiermark waren durchschnittlich 38,4 Vögel pro Garten zu sehen. Dieses Phänomen kann seit Beginn der Zählreihe festgestellt werden – viele Kurzstreckenzieher und Teilzieher halten sich im Winter eher südlich des Alpenhauptkamms oder auch südöstlich des Alpenraumes auf als nördlich davon.

Wien – Deutlich weniger Haussperlinge

In Wien zählten insgesamt 2.472 Vogelfans rund 18 Vögel pro Zählung (18,3) an 1.900 Standorten – wie Gärten, Balkonen oder im Park. Das war um ein Drittel weniger als im österreichweiten Durchschnitt (32,3). Diese geringe Anzahl an Vögel pro Zählort in Wien erklärt sich dadurch, dass sich im urbanen Raum tendenziell weniger Vögel aufhalten als in ländlichen Gebieten. Die Kohlmeise behauptete heuer in der Bundeshauptstadt erneut ihr Siegerstockerl: 9.160 Individuen konnten an 84,4% der Zählorte bestätigt werden. Die Aaskrähe flog wiederum auf Platz zwei. Hier war eine leichte Abnahme gegenüber dem Vorjahr zu beobachten. Auf Platz drei flog die Amsel, die zwei Plätze gut machte.

Der Haussperling, der österreichweit der zweithäufigste Wintervogel war, stürzte in Wien mit einem Minus von 27,1% auf Platz sieben. Dieser Trend – wonach laufend weniger Haussperlinge in Wien beobachtet wurden – zeigte sich bereits über die letzten Jahre hinweg. Der Hausspatz ist eine Art, die sich ganzjährig in Städten und Dörfern aufhält und deren Zahlen nicht durch Witterungsverhältnisse, Samenangebot im Wald oder Zuzug aus dem Norden beeinflusst werden. Die Ursachen für das sinkende Auftreten sind in den Lebensraumverschlechterungen für Vögel in den Siedlungen zu finden: Zunehmend naturfern gestaltete Gärten, der Verlust von Hecken und von alten Baumbeständen und die ungebremste Bodenversiegelung dürften sich negativ auf die Bestände der Siedlungsvögel auswirken.

Die Winterkälte lockte hingegen die Wacholderdrossel vermehrt aus dem Norden Europas in den städtischen Raum. Ihr Auftreten war dreimal so häufig wie in den beiden Vorjahren. Der Langzeittrend über die 15-jährige Zählreihe (2010 bis 2024) zeigte österreichweit eine kontinuierliche Abnahme der Vögel pro Zählort, so auch in der Bundeshauptstadt: Zu Beginn der Zählreihe 2010 waren es in Wien noch 30 (29,9) Vögel pro Garten, die von 384 Wiener:innen gemeldet wurden. Inzwischen sank dieser Wert auf rund 18 (18,3) Vögel pro Garten. Über die Zähljahre verfünffachte sich hingegen die Teilnahme zur „Stunde der Wintervögel“ in Wien.

Fotowettbewerb Foto Sieger

Zum dritten Mal bestand die Möglichkeit im Zuge der „Stunde der Wintervögel“, Fotos und Videos von Wintervögeln rund ums Futterhaus an BirdLife Österreich zu senden. Die schönste Momentaufnahme wurde nun prämiert: Das Siegerfoto von Regina Winkler zeigt Feldsperlinge an der Futtersäule.

Alle Details (Zuordnung in Bundesländer oder Regionen) zur Stunde der Wintervögel 2024 sind nachzulesen unter: https://www.stunde-der-wintervoegel.at