Nach über 15 Monaten Pandemie haben die Wienerinnen und Wiener freuen sich die Wienerinnen und Wiener schon sehnlichst auf einen entspannten und erholsamen Urlaub. Passend zum Beginn der diesjährigen Urlaubssaison, hat die Gewerkschaft GPA eine Studie beim IFES Institut in Auftrag zum Thema Urlaub und Urlaubsgeld gegeben.
Eltern Sparen Urlaub für Lockdowns auf
Corona hat sich auch auf die Nutzung des Urlaubs ausgewirkt. Nur 60% der Befragten konnten ihren Urlaub zur Erholung nutzen. Besonders Eltern mit Kindern unter 15 Jahren mussten ihren Urlaub für die Kinderbetreuung aufwenden: Jeder 2te verwendete den Urlaub für Home Schooling und ähnliches.
Alljährlich stehen Eltern auch immer wieder vor der schwierigen Situation Urlaub und Schulferien unter einem Hut im Betrieb zu bringen. Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, fordert daher für Eltern einen Rechtsanspruch auf mindestens drei Wochen Urlaub in der schulfreien Zeit. Viele Eltern sparen sich auch ihren Urlaub mittlerweile auf, für den Fall dass mit einem weiteren Lockdown die Schulen wieder Sperren.
Erreichbarkeit im Urlaub
„Nicht die ‚Top Manager‘ sind ständig erreichbar, sondern Junge mit niedrigem Einkommen“, zeigt sich Teiber alarmiert. 68% aller sind im Urlaub telefonisch erreichbar. 30% sogar jederzeit. Vor allem junge Arbeitnehmer (78%) mit geringen Einkommen, meist unter 1.500 Netto pro Monat, stehen ihrem Chef im Urlaub telefonisch zur Verfügung.
Die GPA fordere daher mit einem Recht der Beschäftigten auf Nichterreichbarkeit „einen Urlaub, der den Namen Erholungsurlaub auch verdient.“
Nur 38% haben Anspruch auf 6te Urlaubswoche
Die Befragung des IFES ergab, dass 86% aller Arbeitnehmer für eine 6. Urlaubswoche für alle aus. Die Gewerkschafterin sieht sich in der GPA-Forderungen nach einer 6. Urlaubwoche für alle bestärkt. Sie appelliert an die Politik eine sechste Urlaubswoche für alle zu schaffen oder eine Neuregelung bei der Anrechnung von Vordienstzeiten anzugehen.
Nach derzeitiger Regelung erhalten Beschäftigte nach 25 Dienstjahren im selben Betrieb eine sechste Urlaubswoche. Doch die wenigsten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bleiben in ihrem beruflichen Weg so lange in einem Betrieb. Denn die Arbeitswelt hat sich geändert. Geradlinige und langjährige Karrieren in einem Betrieb gibt es immer seltener, oftmals werden gerade ältere Dienstnehmer bei betrieblichen Sparmaßnahmen gekündigt. Die Pandemie hat gezeigt, dass das berufliche Leben schlagartig unterbrochen werden kann.
Mittlerweile sind in der Gruppe der über 55 Jährigen Dass immer weniger Arbeitnehmer einen 6. Wöchigen Urlaubsanspruch haben, beweist auch die IFES Befragung. Nur 38% aller befragten Arbeitnehmer über 55 Jahre haben Anspruch auf die 6te Urlaubswoche.
Um auf die neuen Bedingungen der modernen Arbeitswelt zu reagieren, fordert die GPA die österreichische Politik auf die neuen Verhältnisse zu reagieren. Viele Länder haben schon einen Progressiven Weg bestritten um auf die geänderte Arbeitswelt zu reagieren, so die GPA-Vorsitzende. Egal ob eine 35h-Woche, 4-Tage Woche oder eine 6te Urlaubswoche, dies seien für Teiber alles gute Möglichkeiten eine Arbeitszeitverkürzung anzugehen, damit würde sich der Erholungszeitraum für Beschäftigte erhöhen und die Wirtschaft durch die vermehrte Freizeitnutzung aktiviert.
Urlaubsgeld
Nur die Hälfte aller Arbeitnehmer nutzt das Urlaubsgeld auch für einen Urlaub. Ein Viertel der befragten nutzt die Sonderzahlung für die Bestreitung des alltäglichen Bedarfs. Denn für jeden 4ten reicht das reguläre Gehalt nicht, um den Alltag zu bestreiten. Gründe dafür sind vielfältig: Kurzarbeit, der Verlust von variablen Gehaltsbestandteilen (Trinkgelder etc.) oder der Jobverlust des Partners führen zu geringerem Einkommen.
Das Urlaubsgeld in Österreich ist keine gesetzliche Regelung. Vielmehr wird es über die Kollektivverträge geregelt. Zwar haben wir im Land eine sehr hohe KV-Dichte, dies sei aber „keine Selbstverständlichkeit“ meint Teiber und verweist auf Deutschland. Dort sinkt die Tarifvertragsdichte und der Anspruch und die Höhe des Urlaubsgeldes werden geringer.