Bereits 150 Jahre alt ist die Handwerkstechnik, mit der in der „Zuckerlwerkstatt“ die heiß begehrten Motivzuckerln erzeugt werden. Im Jahr 2013 gründeten zwei Quereinsteiger mit viel Liebe zur Tradition das Süßigkeiten-Unternehmen. Mittlerweile gibt es drei Geschäfte – und pro Monat werden rund 1,5 Tonnen Zuckerln und Lollis hergestellt.
Urlaub in Schweden
Dass sie jemals Zuckerlfabrikantin sein würde, hätte sich Maria Scholz, gelernte Juristin, früher nicht vorstellen können. Es war ein Schwedenurlaub mit Partner Christian Mayer, der alles veränderte. „Wir kamen an einer wunderbaren kleinen Zuckerlmanufaktur vorbei, in der Auslage gab es unzählige bunte Zuckerln“, erzählt die Unternehmerin. Es war wie Magie: „Es zog mich ins Geschäft, ich wollte unbedingt wissen, wie die Zuckerln hergestellt werden.“
Es dauerte nicht lange, bis Maria und Christian klar war: Wir wollen eine eigene Zuckerlmanufaktur eröffnen. Beide gaben ihre Jobs – als Juristin bzw. als Sänger – auf und verschrieben sich voll und ganz dem süßen Gewerbe.
Die große Stunde
Im Oktober 2013 war es dann so weit, das erste Geschäft – in der Herrengasse – öffnete die Pforten. Das Besondere: Kunden konnten den Zuckerlmachern bei der Arbeit zuschauen. Die Tätigkeit des Zuckerlmachens ist faszinierend – die klebrige Masse wird händisch zu verschiedensten süßen Verlockungen gezogen, gewalzt und gedreht. Besonders beeindruckend: die Herstellung der heiß begehrten Motivzuckerln. Ob Smiley, Blume, Frucht, Osterhase oder Tannenbaum – jedes erdenkliche Miniaturmotiv kann von den Zuckerlmachern eingearbeitet werden. Eine höchst aufwendige Prozedur. Deshalb gab’s die Motivzuckerln auch nicht mehr, als Maria und Christian ins Bonbon-Business einstiegen. „Für die Industrie waren Motivzuckerln nicht interessant, weil man sie nicht maschinell herstellen kann, alles ist Handarbeit“, erklärt Maria Scholz. „Man braucht nur seine Hände, eine Spachtel und eine Schere.“
Die Frage aller Fragen: „Wer also soll uns die 150 Jahre alte Kunst des Motivzuckerlmachens beibringen?“, rätselten die beiden. Es waren intensive Recherchen nötig, schließlich lernten sie das Handwerk von den alten Meistern, die mittlerweile zwischen 75 und 90 Jahre alt waren. Außerdem überließ etwa Unternehmer Fritz Heller den frischgebackenen Zuckerlmachern alte Kataloge und Rezepte aus dem Jahr 1898 der berühmten Heller Zuckerlfabrik. Maria Scholz’ Resümee: „So konnten wir das alte Handwerk wieder aufleben lassen.“
Viele Sorten
Heute sind die Motivzuckerln der Renner, vor allem hat es den Kunden die Fruchtmischung – 15 Sorten gibt es – angetan: Der Geschmack der Zuckerln korrespondiert mit der jeweils abgebildeten Frucht. Ein Highlight sind auch die alten Seidenzuckerln („Der seidige Oberflächenglanz entsteht durch das Zuckerziehen am Zuckerhaken.“) sowie die kunterbunten Lollis und Zuckerstangen und die
veganen Geleezuckerln.
Ein Besuch wert
Wer bei der Zuckerlproduktion gerne zuschauen möchte, hat dazu in den beiden „Zuckerlwerkstatt“-Stores in der Herrengasse und in der Führichgasse Gelegenheit dazu. Seit 2016 gibt es übrigens auch eine kleine Manufaktur in Salzburg. Die „Zuckerlwerkstatt“ ist aber weit über die Grenzen Österreichs bekannt. So wurde sie, zur großen Freude der Inhaber, vom renommierten New York Magazine in die Liste der „Most Iconic Candy Stores“ gereiht. Eine wirklich süße Auszeichnung!