Die „MS Eisvogel“, Betriebsschiff des Hafen Wien und Teil der Wien Holding, feiert heuer ein ganz besonderes Jubiläum: Seit 70 Jahren ist sie auf der Donau im Einsatz. Gebaut wurde das 32 Meter lange und sechseinhalb Meter breite Mehrzweckschiff 1955 in der Schiffswerft Linz. Ursprünglich als Eisbrecher konzipiert, hat die „Eisvogel“ im Laufe der Jahrzehnte viele zusätzliche Aufgaben übernommen – vom Bergen beschädigter Schiffe bis hin zu repräsentativen Gästefahrten.

Garant für freie Fahrt im Winter

Wenn im Winter die Temperaturen fallen, kommt die „MS Eisvogel“ groß raus. „Als größter öffentlicher Donauhafen Österreichs muss der Hafen Wien auch im Winter für die Schifffahrt offen sein“, erklärt Fritz Lehr, kaufmännischer Geschäftsführer des Hafen Wien. „Zieht eine massive Kaltfront über Wien, sorgt die Eisvogel dafür, dass Frachtschiffe jederzeit ungehinderte Zufahrt zum Kai haben.“

Der Eisbrecher hält nicht nur die Fahrrinnen offen, sondern schützt auch die im Hafen ankernden Fracht- und Kreuzfahrtschiffe vor gefährlichem Eisdruck. Bei Temperaturen von minus sechs Grad frieren die Hafenbecken innerhalb eines Tages zu – doch die „Eisvogel“ hält stand.

Donau im Wandel

Auch auf der Donau macht sich der Klimawandel bemerkbar, wie die technische Geschäftsführerin Doris Pulker-Rohrhofer betont: „Die geänderten Wetterbedingungen beeinflussen auch den Einsatz des Eisbrechers. Früher waren durchgehende Frostperioden üblich, heute sind sie deutlich seltener – doch wir müssen auf alles vorbereitet sein.“

Dank ihrer robusten Bauweise mit bis zu zwölf Millimetern starkem Stahl und ihren 520 PS Dieselmaschinen kann die „MS Eisvogel“ selbst 60 Zentimeter dickes Eis brechen. Bei Bedarf nimmt sie zusätzlich 30 Tonnen Wasserballast auf, um sich mit voller Kraft auf die Eisfläche zu heben und diese aufzubrechen.

Wiederaufbau nach Schwelbrand

Nicht immer verlief die Geschichte des Schiffs ohne Zwischenfälle: 2017 wurde die „MS Eisvogel“ bei einem Schwelbrand aufgrund eines Kabelschadens schwer beschädigt. In der ÖSWAG Werft Linz AG wurde sie anschließend nicht nur repariert, sondern auch komplett überholt – seither präsentiert sie sich technisch und optisch in Bestform.

Vielseitig im Einsatz

Heute ist die „MS Eisvogel“ nicht nur im Winter im Einsatz. Als Berge- und Feuerlöschschiff sorgt sie ganzjährig für Sicherheit auf der Donau. Außerdem steht sie für ausgewählte Gästefahrten in den Hafenbecken Freudenau, Lobau und Albern zur Verfügung – und bietet so einen seltenen Blick hinter die Kulissen des Wiener Hafenbetriebs.

Herzstück des Hafen Wien

Der Hafen Wien, rund 2.000 Kilometer vom Schwarzen Meer und 1.500 Kilometer von der Nordsee entfernt, ist die größte öffentliche Donauanlegestelle Ostösterreichs. Mit seinen drei Frachthäfen Freudenau, Albern und Lobau gilt er als zentrale Logistikdrehscheibe und wichtiger Arbeitgeber: Rund 200 Unternehmen sind hier angesiedelt, etwa 5.000 Menschen arbeiten auf dem 3 Millionen Quadratmeter großen Gelände.

Und mittendrin – seit sieben Jahrzehnten unermüdlich im Einsatz – die „MS Eisvogel“, die mit ihrem stolzen Alter von 70 Jahren noch immer ein unverzichtbarer Teil der Wiener Hafenwelt ist.