Radunfälle: Starker Anstieg durch Alkohol & Drogen

41 Radfahrer wurden in Österreich im Vorjahr bei Unfällen getötet. ©iStock by Getty Images

Im Vorjahr verloren laut Daten des BMI in Österreich 41 Radfahrer ihr Leben, wobei 17 von ihnen auf E-Bikes unterwegs waren. Zwischen 2013 und 2022 stieg die Anzahl der Fahrradunfälle mit Personenschaden um 69 Prozent. Hauptursachen: Alkohol, Drogen und Medikamente sowie Missachtung von Geboten oder Verboten.

Laut Statistik Austria stieg die Zahl von Unfällen mit Personenschaden von 6.375 im Jahr 2013 auf 10.745 im Jahr 2022. Diese Zunahme lässt sich nicht allein durch das steigende Interesse am Radfahren erklären, obwohl die Verkaufszahlen in die Höhe schießen. Auffällig ist laut Analyse der ÖAMTC-Unfallforschung der Anstieg bei so genannten  „Alleinunfällen“ um 149 Prozent, während die Zahl der Kollisionen im gleichen Zeitraum nur um 34 Prozent, jene der Unfälle auf Kreuzungen um 25 Prozent stieg.

Drittel der Todesfälle selbst verschuldet

In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Anteil der Alleinunfälle von 30 auf 44 Prozent erhöht – schon fast jeder zweite Fahrradunfall ist somit ein Unfall ohne Fremdbeteiligung. Ein Drittel der tödlich verunglückten Radfahrenden starb bei solchen Zwischenfällen. „Um die Radverkehrssicherheit zu verbessern, sind zielgerichtete Maßnahmen auf Basis einer evidenzbasierten Ursachenforschung notwendig. Und diese zeigt, dass die Hauptprobleme geringe Regeltreue und mangelndes Fahrkönnen sind. Bei letzterem spielt auch die stark zunehmende Zahl an E-Bikes eine wesentliche Rolle“, erklärt ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé. Die Anzahl verkaufter E-Bikes ist seit 2013 um 470 Prozent gestiegen, bei einem gleichzeitigen Minus bei herkömmlichen Rädern.

Tempo spielt untergeordnete Rolle 

Bei genauer Betrachtung der Unfalltypen und -ursachen wird deutlich, dass Geschwindigkeit nicht der Hauptfaktor ist. Tatsächlich weisen 77 Prozent aller Fahrradunfälle keinen Bezug zur höchstzulässigen Geschwindigkeit auf. „Maßnahmen wie generelle Temporeduktionen sind daher nicht besonders effektiv für die Steigerung der Sicherheit im Radverkehr“, betont der ÖAMTC-Experte. Der Ausbau der Radinfrastruktur ist zwar ein wichtiger Schritt, aber nicht der einzige. Zusätzlich sind vor allem Verbesserungen im Fahrverhalten, in der Überwachung und in der Bewusstseinsbildung vonnöten.

Alkohol und Drogen als Hauptursache 

Die Analyse der Unfallursachen der letzten zehn Jahre zeigt weitere Problemfelder: Die Ursache „Alkohol, Drogen oder Medikamente“ ist überdurchschnittlich um 255 Prozent gestiegen, während die „Missachtung von Geboten und Verboten“ um 197 Prozent zugenommen hat. Des Weiteren zeigt sich, dass bei allen Fahrradunfällen mehr als 60 Prozent der Radfahrer als Hauptverursacher identifiziert wurden.

Mobilitätsclub fordert mehr Maßnahmen 

„Die Zahlen sind unter anderem Folge von zu geringer Fahrpraxis, erhöhter Risikobereitschaft und Ablenkung. Aber auch technische Probleme am Fahrrad, übersehen werden durch Kfz-Lenker sowie mangelhafte Infrastruktur sind negative Einflussfaktoren“, fasst der ÖAMTC-Verkehrstechniker zusammen. Für die Erhöhung der Radverkehrssicherheit braucht es daher seiner Auffassung nach neben einer besseren Infrastruktur auch Verbesserungen in folgenden Bereichen:

  • Fahrkönnen (Kurse, insbesondere E-Bike-Kurse; außerdem passende und technisch einwandfreie Fahrzeuge)
  • Überwachung (verstärkte Kontrollen der Exekutive bezüglich Regeltreue, Alkohol/Drogen, technische Ausstattung und Ablenkung) sowie
  • Bewusstseinsbildung (vor allem im Hinblick auf Regeltreue und Helmtragemoral)
Hans Steiner
Chefredakteur