Das beliebte Kinderbuch „Jeden Morgen um 10“ von Christine Nöstlinger hat einen mehrsprachigen Twist erhalten. Acht mehrsprachige Lesepat:innen der Stadt Wien liehen den Figuren ihre Stimme in Farsi, Englisch und Polnisch und begeisterten damit die Kinder im Bezirksamt.
Die Zuhörer:innen dieser mehrsprachigen Kinderbuchlesung waren Schüler:innen der Volksschulen Johnstraße und Selzergasse.
Sprachen als Schlüssel zur Gemeinschaft
Fast die Hälfte der Wiener Schüler:innen spricht neben Deutsch noch eine Zweitsprache. Mehrsprachigkeit hat nicht nur positive Auswirkungen auf die kognitive Fähigkeit, sondern auch einen sozialen Faktor. Sprache ist ein Bindemittel, und genau dieses Mittel der Verbundenheit greift das Projekt der mehrsprachigen Kinderbuchlesung auf. Beliebte Kinderklassiker werden auf Deutsch gelesen, während die Nebencharaktere in anderen Sprachen sprechen. So äußerte sich der Hund Max auf Farsi, die Wirtin auf Polnisch und der Pfarrer auf Englisch zu den Kindern.
„Das Besondere an dieser mehrsprachigen Lesung war, dass sich allen teilnehmenden Kindern die gesamte Geschichte nur gemeinsam erschlossen hat und alle Kinder ihre unterschiedlichen Sprachkenntnisse einbringen konnten“, erläutert David Beraha von der Abteilung Integration und Diversität der Stadt Wien.
Sprachen vereinen: Ein kreatives Projekt
Vorgelesen zu bekommen, schult nicht nur die Fantasie und fördert das abstrakte Denken, sondern verbessert auch die Konzentrationsfähigkeit und hilft beim Bilden des Wortschatzes. Um dies auch Kindern zu ermöglichen, die Deutsch erst lernen, lesen Wiener:innen ehrenamtlich Volksschüler:innen in ihrer Erstsprache vor. Fast 80 Vorleser:innen engagieren sich im Projekt ehrenamtlich. Die Lesepat:innen sind derzeit in 20 Volksschulen im Einsatz. Vorgelesen wird je nach Bedarf in 19 unterschiedlichen Sprachen, von Arabisch über Polnisch bis Vietnamesisch.
„Mehrsprachigkeit ist für uns eine Bereicherung. Kinder und Jugendliche, die mit zwei oder mehr Sprachen aufwachsen, erlernen meistens leichter weitere Sprachen und sind tendenziell toleranter und weltoffener als Gleichaltrige“, erklärt Kathrin Lipowec, Leiterin des Projekts „Muttersprachliche Lesepat:innen“.