Am 5. März 1984 führte ein Team an AKH Wien und MedUni Wien erfolgreich die erste Herztransplantation durch. Seither werden im Schnitt pro Jahr 40 bis 50 Herztransplantationen gemacht, bisher waren es insgesamt über 1.700. Es wurden darüber hinaus zahlreiche innovative Konzepte entwickelt vund neue Technologien eingeführt.
Ob es um die Überbrückung bis zur Transplantation, Organpräservation, Immunsuppression oder personalisierte Langzeitnachsorge geht – all diese Entwicklungen hat sich nicht nur das Überleben auf der Warteliste, sondern vor allem auch die Lebensqualität nach einer Herztransplantation entscheidend verbessert. Die Patienten, die ein Spenderherz benötigen, werden aufgrund verbesserter Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten auch immer älter.
Herzinsuffizienz führt Liste an
Meistens ist es Herzinsuffizienz (auch Herzmuskelschwäche genannt) die dazu führt, dass Betroffene ein neues Organ benötigen, aber auch die koronare Herzkrankheit ist oft der Grnd. Seltener machen infunktionale Herzklappen, angeborene Herzfehler oder Speichererkrankungen eine Transplantation nötig. „Die durchschnittliche Wartezeit auf ein Spenderorgan beträgt sechs bis neun Monate, wenn Patienten als hochdringlich bei Eurotransplant gelistet sind, kann sich das auf zehn bis 14 Tage reduzieren“, so Daniel Zimpfer, Leiter der Universitätsklinik für Herzchirurgie von MedUni Wien und AKH Wien. Ein Viertel der Patienten erhält ein Kunstherz, auch dieses ermöglicht ein jahrelanges Überleben und überbrückt die Wartezeit auf ein Spenderherz.
Spenderherz hält nur vier Stunden
Bis ein Herz vom Spender zum Empfänger und von einem anderen Spital ins Universitätsklinikum AKH Wien findet, vergeht oft eine Menge Zeit. „Ein Spenderherz hält maximal vier Stunden außerhalb des Körpers“, beschreibt Andreas Zuckermann, Programmdirektor Herztransplantation an der Universitätsklinik für Herzchirurgie von MedUni Wien und AKH Wien, die Ausgangssituation. Anfangs wurden die Organe vom Blutkreislauf abgekoppelt und in simplen Transportboxen gekühlt. 2007 kam in Wien erstmals das so genannte Organ Care System zum Einsatz. Dabei sorgt eine maschinelle Durchspülung mit einer blutähnlichen Lösung bei Körpertemperatur dafür, dass das Spenderorgan länger konserviert und weniger geschädigt wird. Neueste Entwicklungen sind ex-vivo-Präservationssysteme, die das Herz am Schlagen halten.
Abstoßungsrate stark gesunken
Nach der Transplantation benötigen alle Patienten Immunsuppression, um Abstoßungsreaktionen zu unterdrücken. Die MedUni Wien nimmt auch in diesem Bereich eine führende Rolle ein. Aus heutiger Standard ist eine individualisierte Therapie auf Basis des persönlichen Risikos für Abstoßung und Nebenwirkungen. Abstoßungen treten heute weit seltener auf: Einer Abstoßungsrate von rund 50 Prozent in den 1980er Jahren stehen heute 10 bis 12 Prozent gegenüber.
Patient lebt seit 1985 mit Spenderherz!
Die Herzchirurgie-Ambulanz im AKH Wien verzeichnet im Jahr rund 3.000 Patientenkontakte, davon über 500 in Nachbetreuung. Rund 85 Prozent der Menschen mit Spenderherz leben heute länger als fünf Jahre, 75 Prozent sogar länger als zehn Jahre nach der Transplantation. Bereits 39 Jahre mit einem Spenderherzen lebt Walter Weiss, der im Jahr 1985 als erst fünfter Patient in Wien ein neues Organ bekam. „Für mich hat damals ein neues Leben begonnen“, erklärt er. „Ich bin von der Schwelle zum Tod in ein fast normales Leben mit voller Leistungsfähigkeit zurückgekehrt.“ Dafür nimmt Weiss alle paar Monate den Besuch für Check-ups in der AKH Wien-Ambulanz gerne in Kauf.