Die Osterzeit rückt näher und mit ihr auch die Reflexion über Leben und Tod. In Wien nehmen die Bewohner:innen eine besondere Nähe zum Tod wahr, verstärkt durch die reichhaltige Bestattungskultur und die Vielfalt der Riten, die den Verstorbenen gedacht wird.
Ein Erbe der Bestattungskultur: Österreichs UNESCO-Kulturerbe
Den österreichischen Bestatter:innen wurde eine besondere Ehre zuteil: Ende 2022 wurden ihre Praxis und ihr umfangreiches Wissen offiziell ins nationale Verzeichnis des immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen.
Historisch gesehen waren die Bestattungsriten in Österreich lange durch religiöse Vorschriften geprägt. Aber so wie bei vielen anderen immateriellen Kulturgütern unterliegt auch die Bestattungskultur dem Wandel der Zeit. Besonders in den letzten zwanzig Jahren zeigt sich ein Trend zur Individualisierung der Bestattungsriten. Neue Formen der Beisetzung gewinnen an Beliebtheit und verlangen von den Bestatter:innen eine ständige Weiterbildung und Weiterentwicklung. Mit der wachsenden Diversität und Individualisierung der Gesellschaft ist auch die österreichische Bestattungskultur gefordert, mit der Zeit zu gehen.
Andreas Schnider, Universitätsprofessor für Religionspädagogik betont im Rahmen des Sterbereports 2023 von Bestattung Himmelblau die Notwendigkeit dieses Wandels: „Starr an veralteten Traditionen festzuhalten ist der falsche Weg. Manche Riten, die vor hunderten Jahren den Leuten noch Trost spenden konnten, sind heute vielleicht nicht mehr zeitgemäß. Dennoch gehören sie zu unserer Kultur und werden entsprechend gelebt.“
Wandel der Bestattungskultur: Trends und Umfrageergebnisse
Auch aktuelle Umfrageergebnisse im Sterbereport 2023 von Bestattung Himmelblau zeigen: Die heimischen Bestattungskultur wandelt sich. Wien nimmt jedoch eine besondere Position ein: Während Erdbestattungen landesweit an Beliebtheit verlieren, bleibt Wien mit dem höchsten Anteil bestehen.
Österreichweit ist die beliebteste Bestattungsart die Feuerbestattung (55%), gefolgt von der Naturbestattung (31%) und der Erdbestattung (13%). Mit 47% ist die Feuerbestattung in Wien im Österreichvergleich am unbeliebtesten. Die Erdbestattung ist mit 18% am höchsten (nähere Details zu den Zahlen finden Sie hier).
Doch auch neue Trends wie die Integration von KI-Technologie finden hier eine besonders offene Resonanz. Mit 26% sind die Wiener:innen besonders offen dafür – im Gegensatz zu den anderen Bundesländern (nähere Details zu den Zahlen finden Sie hier).
Sterberate und Bestattungsunternehmen
Wien zeichnet sich nicht nur durch seine Bestattungskultur aus, sondern auch durch eine vergleichsweise niedrige Sterberate mit 9,2% im Bundesländervergleich. Dennoch verfügt die Stadt über die höchste Dichte an Bestattungsunternehmen (29), was zeigt, wie stark das Thema Tod und Bestattung im urbanen Leben verankert ist.
Die Osterzeit mag den Tod näher bringen, aber in Wien wird diese Nähe nicht als düster, sondern als ein Teil des Lebens verstanden – geprägt von Traditionen, Vielfalt und einem offenen Umgang mit dem Unausweichlichen.