
Anlässlich des 40. Geburtstags des Wiener Bezirksblatts 2024 schrieb Edelfeder Dieter Chmelar folgende Kolumne zu den “Kolumnen-Zwillingen Peter & Dieter”. Wir veröffentlichen sie im Gedenken an den langjährigen WBB-Freund und Kolumnisten Peter Rapp.
Sie sind zwar keine Gründerväter des Wiener Bezirksblatts, aber sie zählen zu den Gründen der Treue und den Vätern des Erfolgs bei unserer Leserschaft: Der Show-Dino und die Edelfeder beflügeln, befruchten und befetzen einander so boshaft wie bewundernd.
Wie alles begann
Seit 1995 teilt Dieter Chmelar (67) seine „Seitenhiebe“ in diesem Blatt schon aus, 2008 stieß Peter Rapp (81) mit seinen „Wiener Geschichte(n)“ als geistiger Pingpong-Partner und Kolumnen-Zwilling dazu. Und damit gab es endlich auch die schriftliche Fortsetzung eines jahrzehntelangen schmähtechnischen Kräftemessens und liebevoll gepflegten verbalen Schlagabtauschs auf Bühnen, in Zelten, vor Kameras und nicht zuletzt auch vor Tausenden Menschen in freier Wildbahn – wie gut ein Dutzend Male bei der großen und teilweise topseriösen Veranstaltung „Nachklang“ am Zentralfriedhof (der heuer 150 wird). Diese Sommerschluss-Sause glänzte mit klassischer Konzertmusik und klasse Pointenfeuerwerk. Gipfelpunkt: Als Chmelar zu Rapp sagte, bei dessen Talent hätte er schon viel früher auf den Friedhof gehört.
Feinsinnig
Rapp, dank seiner mehr als sechs Jahrzehnte währenden Show-Erfahrung Österreichs unbestrittener Weltmeister genialer Schlagfertigkeit, blieb Chmelar nie was schuldig. Der feinsinnige, nicht feindsinnige Dino der Fernseh-Unterhaltung (mit 7000 Sendungen mit oft bis zu drei Millionen Zuschauern) pflegte gern, dem Autor, Kabarettisten und Ex-TV-Moderator scheinbar Honig ums Großmaul zu schmieren: „Beim Opernball hast du mir heuer gut gefallen!“ Wenn Chmelar wahrheitsgemäß antwortete „Ich hab’ heuer gar nicht den Opernball moderiert“, triumphierte Rapp listig: „Das mein’ ich ja!“
Kampflustig
Nach Hunderten gemeinsamen Auftritten rätselten „die 2“ einmal, wann ihre erste Begegnung über welche Bühne gegangen war. Die inspirierte Bosheit (bei aller Bewunderung füreinander) gab es jedenfalls „auf den ersten Blick“. Denn: Chmelar, der seine Karriere wie Rapp als Printjournalist begann (der eine bei der seligen Arbeiterzeitung, der andere beim unseligen Express), schrieb in den 1990ern Moderationstexte für die großen TV-Shows von Rapp. Diese Bücher entstanden im Schweiße des Angesichts aller ORF-Redakteure – zugegeben: Gelegentlich gerieten die grenzwertigen Gags unter die Gürtellinie.
Peters Wuchteln
Was aber letztlich völlig wurscht war, las doch Rapp aus Prinzip keine vorgefertigten Texte. Als er nach so einer Aufzeichnung voller spontaner Wuchteln die herbe Enttäuschung in den Augen des ignorierten Autors Chmelar las, beschwichtigte er ihn: „Was willst? Das Wichtigste hab’ ich eh g’nommen!“ Und was wäre das gewesen? Darauf Rapp ungerührt: „Na, des ,Guten Abend‘ am Anfang und des ,Auf Wiedersehn‘ am Ende.“ Das war stilbildend für den Paarlauf der beiden.
Wissbegierig
Die Verliebtheit in die oft spürbar-schmerzhafte Pointe eint das Doppel-Pack. Aber mehr noch ist es die unbändige Neugier auf „sinnloses Wissen“. Chmelar wie Rapp sind obsessive Tüftler und historische Detektive voller Lust und Leidenschaft, was sich an ihren Kolumnen ablesen lässt, aber auch an den Auftritten bei der Echo-Kriminacht. Dort sind sie kriminell lustig.