
In diesen Wochen sind die Arztpraxen in Österreich stark ausgelastet. Patienten mit Erkältungs- und grippeähnlichen Symptomen suchen medizinische Hilfe und hoffen oft auf eine rasche Genesung durch Antibiotika.
Doch dieser Wunsch ist häufig unbegründet: Sind Viren die Ursache der Erkrankung, bleiben Antibiotika wirkungslos. Trotzdem werden sie immer wieder gefordert und teilweise unnötig verschrieben. Das Problem: Ein falscher Umgang mit diesen Medikamenten fördert die Entwicklung von Resistenzen, was langfristig zu erheblichen gesundheitlichen Risiken führen kann.
Warum Antibiotika bei viralen Infekten nicht helfen
Laut einer repräsentativen Umfrage des AGES-Risikobarometers 2023 glauben 35 Prozent der Österreicher fälschlicherweise, dass Antibiotika gegen Viren wirksam sind. Tatsächlich jedoch wirken diese Medikamente ausschließlich gegen bakterielle Infektionen. „Grippeähnliche Symptome werden meist durch Viren verursacht, gegen die Antibiotika unwirksam sind“, erklärt Dr. Anna-Christina Bernd. Trotzdem erleben Ärzte, dass Patienten auch bei viralen Infekten auf eine Verschreibung drängen.
Wie Antibiotikaresistenzen entstehen
Bakterienstämme können sich an Antibiotika anpassen, wenn diese zu oft oder falsch eingesetzt werden. „Das passiert beispielsweise, wenn Antibiotika unsachgemäß eingenommen oder vorzeitig abgesetzt werden“, erklärt Dr. Bernd. Ihr Kollege Univ.Doz. Dr. Alexander Kober warnt: „Bitte Antibiotika niemals früher absetzen, als vom Arzt verschrieben! Vorzeitige Therapieabbrüche erhöhen das Risiko von Resistenzen enorm.“
Besonders problematisch ist diese Entwicklung bei Harnwegsinfektionen oder chronischen Wunden, da resistente Bakterien hier schwerer behandelbar sind. Eine unbehandelte Harnwegsinfektion kann sich zu einer Nierenbeckenentzündung oder im schlimmsten Fall zu einer Sepsis entwickeln.
Antibiotikaresistenzen als lebensgefährliche Bedrohung
Während im hausärztlichen Bereich oft noch Reserveantibiotika als Notfalloption bestehen, zeigt sich das wahre Ausmaß des Problems in der Intensivmedizin. „Patienten auf Intensivstationen sind schwer krank und brauchen dringend wirksame Therapien. Treffen sie auf multiresistente Keime, kann das im Rahmen einer Sepsis schnell tödlich enden“, betont Dr. Kober.
Laut dem AGES-Risikobarometer sehen zwei Drittel der Befragten die Infektion mit antibiotikaresistenten Keimen in Krankenhäusern als eines der größten Gesundheitsrisiken an. Eine Langzeitstudie der University of Washington prognostiziert, dass bis 2050 weltweit mehr als 39 Millionen Menschen an solchen Infektionen sterben könnten.
Die richtige Anwendung von Antibiotika
Was kann gegen diese Entwicklung unternommen werden? Experten raten zu einem sorgsamen Umgang mit Antibiotika. „Patienten sollten Antibiotika genau nach ärztlicher Anweisung einnehmen und keinesfalls auf eigene Faust einfordern“, erklärt Gerald Timmel von DocFinder. Ärzte können mithilfe von Schnelltests feststellen, ob eine bakterielle Infektion vorliegt und ob die Verschreibung eines Antibiotikums wirklich notwendig ist.
Dr. Kober empfiehlt, wann immer möglich, eine genaue Analyse des Keims durchzuführen, um gezielt das richtige Antibiotikum auszuwählen. Weitere Informationen zur richtigen Anwendung und zu Antibiotikaresistenzen finden Interessierte im DocFinder-Wissensmagazin.