Ein Blick ins Familienalbum von Satiriker Karl Kraus

©Wienbibliothek im Rathaus | Der bedeutende Satiriker Karl Kraus wäre heuer 150 Jahre alt geworden.

Anlässlich seines 150. Geburtstags lernt man den Satiriker Karl Kraus von seiner privaten Seite kennen – bei der Foyer-Ausstellung in der Wienbibliothek im Rathaus. 

Er hat sich nicht den Mund verbieten lassen – und nutzte das geschriebene Wort als seine stärkste Waffe. Kritiker, Satiriker und Schriftsteller Karl Kraus (1874–1936) legte sich schon in jungen Jahren mit der Wiener Literaturszene, der österreichischen Gesellschaft – und überhaupt der gesamten deutschsprachigen Presse an. Als Herausgeber der Zeitschrift „Die Fackel“ wurde er zu einer kritischen Instanz seiner Zeit – gefeiert und gefürchtet zugleich.

Teil einer Großfamilie

Doch wer war der private Karl Kraus? Seine Familie sowie Freund- und Liebschaften hielt er gerne aus der Öffentlichkeit fern. „Das Wort ‚Familienbande‘ hat manchmal einen Beigeschmack von Wahrheit“, um mit den Worten Krauses zu sprechen. Umso spannender ist daher jetzt die Ausstellung „Das Familienleben ist ein Eingriff in das Privat­leben“, die in der Wienbibliothek im Rathaus einen Einblick in die faszinierende jüdische Großfamilie des Schriftstellers gibt. Mit tragischem Ende: Denn durch die Verfolgung der Nationalsozialisten ab 1938 wurde die Familie, in die Kraus als neuntes Kind ­hineingeboren wurde, fast vollständig ausgelöscht.

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Privatleben

Ein großer Schatz an Briefen, Postkarten, Familien­fotos und Erinnerungs­stücken belegt das nahe Verhältnis, das der Satiriker zu Vater, Mutter, Brüdern, Schwestern, Nichten und Neffen hatte – so hatte er auch seine Wohnung in der Lothringerstraße 6 im 4. ­Bezirk, in der er von 1912 bis zu seinem Tod 1936 lebte, mit Fotografien vollgestellt, von Menschen, die ihm wichtig waren. „Das Karl-Kraus-­Archiv der Wienbibliothek im Rathaus fasst rund 150 Briefe und Postkarten von Mitgliedern der Familie an den Satiriker und 50 von Karl Kraus an seine Verwandten. Diese Dokumente veranschau­lichen, dass Kraus in einem familiären Netzwerk verankert war“, weiß auch Wienbibliothek-Direktorin Anita Eichinger. Wer ihn also ganz privat kennenlernen möch­te, für den lohnt sich ein Rundgang durch die Schau.

„Das Familienleben ist ein Eingriff in das Privatleben“
bis 18. Oktober, Eintritt frei!
Öffnungszeiten: Mo.–Fr., 9–19 Uhr,
1., Rathaus, Eingang Felderstraße
wienbibliothek.at