„Über 70 Chamäleons beschlagnahmt und in den Tiergarten gebracht“: Was für Zeitungen eine schnelle Schlagzeile ist, bedeutet für den Tiergarten Schönbrunn großen Aufwand. Wie groß dieser tatsächlich ist, werden die Besucher ab dem Frühjahr 2024 live erleben können.
Nachdem im Tiergarten Schönbrunn die Insekten diese Woche aus dem “Haus der Schrecken” ausgezogen sind, wird dieses schon bald neuen Bewohnern ein neues Zuhause bieten. “Wir wollen hier künftig stark gefährdete Reptilien und Amphibien zeigen, die vom Zoll beschlagnahmt und an uns übergeben wurden, wie etwa Chamäleons, Schildkröten und Frösche. Damit soll die Problematik des Tierschmuggels in den Fokus rücken. Darüber hinaus möchten wir auch einen Einblick in unsere tägliche Arbeit hinter den Kulissen gewähren und zeigen, welcher Aufwand dahintersteckt, gesunde Populationen außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes nachhaltig zu halten und zu züchten”, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.
Kompletter Umbau
Um den zukünftigen Bewohnern auch ein artgerechtes Habitat zu bieten wird das Gebäude in den nächsten Monaten gänzlich umgestaltet.Der neue Eingangsbereich wird optisch an einen Flughafen erinnern, denn hier wird der Großteil der geschmuggelten Tiere aufgegriffen. Zuletzt waren es im Mai 89 Geckos, Schlangen und Skorpione aus Namibia. “Von uns ist sehr schnelles Handeln gefragt. Wir bekommen einen Anruf und müssen sofort die gesamte Infrastruktur mit passenden Terrarien und ein geschultes Tierpflegerteam bereitstellen”, erklärt der zuständige zoologische Abteilungsleiter Anton Weissenbacher. “Zuerst müssen die Tiere aus diversen Behältern, in denen sie geschmuggelt werden, wie Eisschachteln und Pralinen-Verpackungen, gesichert werden. Dann werden sie medizinisch versorgt und aufgepäppelt.” Im nächsten Schritt ist es das große Bestreben, diese seltenen Arten zu züchten. All diese Arbeit findet derzeit hinter den Kulissen statt und soll künftig auch für die Besucher zu sehen sein.
Artenschutz inklusive
85 Prozent aller Arten, die der Tiergarten aufgenommen hat, konnten bereits erfolgreich nachgezüchtet werden. “Darunter sind viele von der Ausrottung bedrohte Arten wie das Nguru-Zwergchamäleon. Das ist ein großer Beitrag zum Artenschutz, denn wir bauen langfristig gesunde Populationen außerhalb des natürlichen Lebensraumes auf und sammeln wichtiges Wissen”, betont Anton Weissenbacher.
Der Artenschutz außerhalb des natürlichen Habitats wird leider immer wichtiger, da unsere Ökosysteme global zunehmend zerstört werden. Auch der Schmuggel trägt wesentlich dazu bei. Im neu gestalteten Haus im Tiergarten Schönbrunn wird es deshalb auch ein großes Terrarium für Krokodil-Tejus geben, wo Besucherinnen und Besucher eine der größten Echsen Südamerikas und vor allem die Schönheit eines Regenwaldes erleben können.
Mehr Infos unter www.zoovienna.at