Sie sprießen im Bereich Ober St. Veit im 13. Bezirk gerade aus dem Boden. Sogenannte “Müllinseln”, oder trefflicher formuliert “Stahl-Müllkäfige”. Die Bewohner sollen dadurch nicht mehr in ihre Haus-Keller zum Müll-Abladen gehen, sondern ihn innerhalb dieser 20 bis 30 m² großen, eingefassten Insel abgeben. Für die MA48 eine Erleichterung, doch bei den unmittelbaren Anrainern formiert sich Protest.
Das Konzept der “Müllinseln” ist an sich nicht neu – sie werden von Wiener Wohnen bereits seit Längerem innerhalb von Wohnhausanlagen eingesetzt. Neu ist für Hietzing, dass diese nun auch quasi außerhalb, direkt an der Straße gebaut werden. Daraus ergeben sich viele Nachteile, die die Wohnqualität einschränken, wie die Hietzinger ÖVP-Parteiobfrau Johanna Sperker meint: “Es ist ärgerlich, dass hier von Wiener Wohnen einfach optisch unschöne Müllkäfige an der Straße gebaut werden, die darüber hinaus noch viele weitere Probleme wie etwa Versiegelung und Geruchsbelästigung mit sich bringen. Betroffene Anrainer und Nachbarn beschweren sich zurecht – hier muss mehr Bedacht auf die Umgebung genommen werden!”
Konkret sieht sie folgende Nachteile:
- Optik: Kahle, große Gitterkäfige sind dem Ortsbild alles andere als zuträglich!
- Versiegelung: 20 bis 30 m² Grün werden pro Müllinsel vernichtet – es wird betoniert und neue Hitzepunkte geschaffen!
- Geruchsentwicklung: Unter dem Dach ergibt sich besonders bei höheren Temperaturen mehr Geruchsbelästigung durch die Hitze. In den Kellern war das bisher kein Thema.
- Außerhalb abgestellter Müll: Diese Problematik ist bereits aktuell: Müllsäcke werden nicht immer hinter der verschlossenen Türe entsorgt, sondern einfach davor abgestellt – auch von hausfremden Personen. Tiere (Ratten, Tauben) werden dadurch angelockt.
- Umständlich: Bisher konnte der Müll wetterunabhängig entsorgt werden – nun muss bei Wind und Wetter ins Freie gegangen werden.
Beispiel Gemeindeberggasse
So ist zum Beispiel in der Gemeindeberggasse auf Höhe der Köchelgasse bereits einer dieser Müllkäfige gebaut worden. Es zeigt sich – viel Stahl und Blech. Keinerlei Absicht der Begrünung des Käfigs selbst oder im unmittelbaren Umfeld. Eine zweite Grünfläche wurde bereits entfernt und geebnet – hier soll dem Vernehmen nach eine weitere Müllinsel entstehen.
Das sagt Wiener Wohnen
Dazu nimmt Andrea Janousek, Sprecherin von Wiener Wohnen folgendermaßen Stellung: “Im Zuge der Sanierung der Wohnhausanlage Gemeindeberggasse 10-24 im 13. Bezirk wird neben thermischen Maßnahmen auch die derzeitige Situation der Müllsammelstellen überarbeitet. Derzeit befinden sich die Müllsammelstellen nämlich zum Großteil in den Kellerräumlichkeiten, bzw. vereinzelt sogar auf dem Gehsteig. Generell besteht der Wunsch nach mehr Gemeinschaftsräumen sowie auch den Müllraum aus den Stiegen rauszubringen. Die bestehenden Müllsammelstellen in den Kellerräumlichkeiten können beispielsweise als Fahrrad- und Kinderwagen-Abstellplätze adaptiert werden. Der Bedarf an Fahrrad- und Kinderwagen-Abstellplätzen steigt und damit auch der Wunsch nach einem sperrbaren Gemeinschaftsraum zur sicheren Unterbringung.” Weiters führt sie aus: “Die Müllplätze werden im Zuge der Sanierung straßenseitig in den Hang gebaut, nicht überdacht und mit einem 80 – 100 cm breiten Grünstreifen zwischen Gehsteig und Müllplatz hergestellt. Dadurch besteht die Möglichkeit, dies umgebend zu begrünen und optisch möglichst in das umliegende Gelände zu integrieren.”
Versprochen wird aber: “Die erforderlichen Müllsammelstellen werden in die Umgebung integriert werden, sodass das Erscheinungsbild der Wohnhausanlage als auch der Gemeindeberggasse ansprechend ist und die Müllsammelstellen unauffällig bleiben.”
Zukünftig auch in der Ebner-Rofenstein-Gasse?
Die Ebner-Rofenstein-Gasse ist eine kleine, beschauliche Gasse mit schönen Grünflächen. Im Bereich der Gemeindebauten sollen Gerüchten zufolge jedoch zwei dieser Müllkäfige gebaut werden. Das ist nicht nur optisch für die Anrainer (jene aus dem Gemeindebau & den Anrainern gegenüber) eine Zumutung, denn für die zwischen 20 m² und 30 m² großen Müllkäfige müssten Teile der schönen Grünfläche und altem, blühenden Buschwerk zwischen den Bauten weichen.
Dazu die Initiatorin des Widerstandes Anrainerin A. Becker: “Es wäre eine hohe Belastung für alle Anrainer unserer schönen Gasse, würden wir unser Grün gegen zwei Müllkäfige tauschen. Der Mehrwert der hohen Errichtungskosten erschließt sich uns nicht. Wir befürchten ungewollte Folgen, wie etwa unangenehme Geruchsentwicklung oder gar eine Rattenplage durch daneben abgestellte Müllsäcke. Wir richten daher unsere Bitte an Wiener Wohnen, dieses Projekt zu überdenken!”. Von dieser Seite ist zu hören: “In der Ebener-Rodenstein-Gasse 2 -14 ist eine Müllplatzeinhausung mit Begrünung in den Plänen vorgesehen. Genauere Details sind noch in Ausarbeitung.”
Antrag in Bezirkssitzung
Im 13. Bezirk will man sich damit nicht zufrieden geben. So haben ÖVP-Bezirksparteiobfrau Johanna Sperker und der Klubobmann der Grünen Hietzing Christopher Hetfleisch, in der Bezirksvertretungssitzung einen gemeinsamen Antrag eingebracht: In diesem wird gefordert, die Müllkäfige noch einmal zu überprüfen, Unter anderem in Hinsicht auf die Auswirkungen auf die Umwelt, die Geruchsbelästigung und auch in Bezug auf die Vereinbarkeit mit dem Ortsbild. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Prinzipiell gilt: Für die konkrete Gestaltung und Errichtung von Müllbehälterstandplätzen ist die MA 48 nicht zuständig, “wir stehen aber bei der Planung gerne beratend zur Seite”, so eine Sprecherin. Private Müllbehälterstandplätze müssen einigen Kriterien entsprechen und dementsprechend ausgeführt werden. Diese Richtlinien sind auch online unter: https://www.wien.gv.at/umwelt/ma48/entsorgung/muellabfuhr/richtlinien/ ersichtlich.