Zum 200. Jubiläum von Johann Strauss verbindet ein einzigartigen Kunstprojekt klassische Tradition mit moderner Technologie. Im Wiener Stadtpark, wo das ikonische Standild des Komponisten seit rund hundert Jahren thront, eröffnet sich eine neue Dimension der Wahrnehmung. Die Lichtkünstlerin Victoria Coeln hat mit LichtStrauss ein interaktives Kunstwerk geschaffen, das das Denkmal nicht ersetzt, sondern es mit neuen, zeitgenössischen Ausdrucksformen ergänzt.
Beim Betreten des Parks in der Abenddämmerung werden Besucher von projizierten Blumenornamenten empfangen, die sich wie ein lebendiges Gemälde über die Parklandschaft legen. Diese Projektionen schaffen Lichtinseln, die verschiedene Lesarten ermöglichen. Sie können als künstlerische Interpretation von Noten oder als visuelle Markierungen der Wahrnehmung gelesen werden. So entsteht eine sinnliche Verbindung zwischen Raum, Licht und Musik.
Augmented Reality trifft auf die Musik-Welt des Walzerkönigs
Das Strauss-Denkmal ist eines der meistfotografierten Wahrzeichen Wiens. Doch wie kann ein solch traditionsreiches Monument in der Gegenwart neu interpretiert werden? Die Antwort von LichtStrauss liegt in der Verbindung von Lichtkunst, Augmented Reality und Performance. Das Projekt stellt die klassische Idee eines unbeweglichen, heroischen Denkmals infrage und ergänzt sie durch digitale und performative Elemente. Durch die AR-Technologie wird der reale Raum des Parks um eine virtuelle Dimension erweitert.
Besucher können über ihr Smartphone in das Atelier der Künstlerin eintauchen und sieben Performerinnen begegnen, die in Kurzfilmen zeitgenössische Perspektiven auf die in Strauss’ Operetten angedeutete Emanzipation von Frauen aufzeigen. Jede einzelne Frau bezieht sich auf eine Operettenfigur, interpretiert sie aber neu und erobert ihren eigenen Raum. Diese Kombination aus realer und virtueller Welt schafft eine dynamische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart. Die von Matthias Leboucher komponierte Musik verstärkt diesen Dialog. Er dekonstruiert Strauss’ Werke, verbindet sie mit neuen Aufnahmen der Performerinnen und schafft so eine Klangwelt, die Altes und Neues miteinander verschmilzt.
Licht als eine verbindende Brücke zwischen dem Gestern und Heute
Licht ist das zentrale Medium in Victoria Coelns Werk. Es verändert die Wahrnehmung von Raum und Geschichte, indem es Grenzen auflöst und neue Zusammenhänge sichtbar macht. Im Rahmen von LichtStrauss wird das Licht selbst zur erzählerischen Komponente. Die in Spezialgläser gravierten Ornamente, die auf die Parklandschaft projiziert werden, dienen als visuelle Stellvertreter für die Operettenfiguren von Johann Strauss.
Diese Lichtstrukturen markieren nicht nur die Orte, an denen Besucher in die AR-Welt eintauchen können, sondern setzen auch ein starkes Zeichen für die Neudefinition eines klassischen Denkmals. Die Interaktion zwischen Licht, Musik und virtueller Performance macht den Stadtpark zu einer offenen Bühne. Hier treffen die Vergangenheit des Walzerkönigs und die Zukunft digitaler Kunstformen aufeinander. Besucher sind nicht nur passive Zuschauer, sondern werden zu aktiven Teilnehmern eines künstlerischen Prozesses, der sich in Echtzeit entfaltet.
Strauss-Denkmal: Vom Geschichts-Relikt zum Ort der Begegnung
Das Johann-Strauss-Denkmal wurde 1921 errichtet, um das Andenken an einen der bedeutendsten Komponisten der Wiener Musikgeschichte zu ehren. Doch in einer Zeit, in der Kunst nicht mehr nur in Marmor oder Bronze gegossen wird, stellt sich die Frage: Wie kann Erinnerung in einer digitalisierten Welt bewahrt werden? LichtStrauss gibt darauf eine innovative Antwort. Es erweitert das klassische Denkmal um eine interaktive und wandelbare Ebene. Statt eines statischen Symbols entsteht eine vielschichtige, sich stetig verändernde Installation, die den Dialog mit der Geschichte offenhält.
Die sieben virtuellen Performerinnen stehen symbolisch für eine neue Generation von Akteurinnen. Sie treten in den erzählerischen Raum der Strauss-Operetten ein und denken ihn aus heutiger Perspektive weiter. Durch diese künstlerische Neuinterpretation bleibt Strauss’ Vermächtnis lebendig – nicht als unbewegliche Statue, sondern als leuchtende Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. LichtStrauss zeigt, dass ein Denkmal mehr sein kann als ein Relikt der Geschichte. Es kann ein Ort der Begegnung, Reflexion und kreativen Neugestaltung sein.
LichtStrauss
21. März bis 25. Mai 2025
Wiener Stadtpark
So.–Do., von Sonnenuntergang bis 23 Uhr
Fr.–Sa., von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang
www.johannstrauss2025.at