Von der Käsekrainer bis zur Bosna: Würstelstände und ihre Köstlichkeiten blicken in Wien auf eine lange und traditionsreiche Geschichte zurück. Die verschiedenen Stände sind längst eine wichtige Institution im täglichen Stadtleben. So wichtig sogar, dass sie seit 2024 zum immateriellen Kulturerbe zählen. Dabei ist kein Würstler wie der andere, von alteingesessenen Urgesteinen bis zu innovativen Szenen-Neulingen ist für jeden Gusto etwas dabei.
Hier finden Sie eine Übersicht über die besten Würstelstände quer durch Wien.
Mit Calamari fritti, Beef Tartare und Trüffelpommes stehen bei “Alles Wurscht” bei der Börse so einige für Würstelstände eher unübliche Speisen auf der Karte. Kein Wunder, ist mit Sebastian Neuschler der Würstler hier doch eigentlich gelernter Haubenkoch. Aber keine Sorge: auch ein so innovativer Stand wie dieser kommt selbstverständlich nicht ohne die absoluten Klassiker von der Käsekrainer über die Bosna bis hin zum Leberkäse aus, die Qualität auch hier auf Top-Niveau. Dazu lassen sich wahlweise Softdrinks, ein frisch gezapftes Bier oder sogar Champagner genießen. Ein Würstelstand für alle Zielgruppen.
Der “scharfe René” am Schwarzenbergplatz macht seinem Namen alle Ehre: René Kachlir steht hier als Betreiber am Grill und seine Speisekarte ist wirklich die schärfste von ganz Wien. Der Falstaff-prämierte Stand hat von diversen hausgemachten Currysaucen bis zu Chili-Mischungen mit verschiedenen Schärfegraden so ziemlich alles zu bieten, was den Rachen so richtig zum brennen bringt. Wer es ein wenig milder angehen möchte, ist hier mit einer der in Rindsuppe gekochten Würste ebenfalls gut beraten. Mittlerweile bietet der scharfe René seine bewährten Produkte auch für zu Hause an: Kunden, die nach einem Besuch am Stand noch nicht genug haben, können die prämierten Currysaucen und verschiedene (scharfe) Würstel direkt im hauseigenen Online-Shop bestellen.
Mit seiner Lage auf einer Verkehrsinsel direkt im Stadtzentrum ist der Würstelstand am Hohen Markt gleichermaßen Anlaufstelle für einheimische Wurst-Conaisseure und Touristen, die es noch werden wollen. Neben dem günstigen Standort besticht der Stand aber auch durch ein breites Wurst-Angebot, das für den großen Hunger auch verschiedene Riesen-Hotdogs beinhaltet. Durstig nach Hause gehen muss hier auch niemand. Bestellt man sich am Hohen Markt ein Bier, hat man nämlich die Qual der Wahl zwischen fast 20 verschiedenen Sorten.
Tabak-Trafik und Zeitungsgeschäft, dann Würstelstand – so liest sich die tatsächlich bis in die Kaiserzeit zurückgehende Geschichte dieses Standls bei der Augartenbrücke. Seit 2015 sind die aktuellen Betreiber hier am Werk, welche der Aufmachung des Lokals einen gewissen k. u. k.-Touch verliehen haben. Aber auch bei einem Blick in die Speisekarte wird deutlich, dass der Name hier Programm ist: Neben diversen Würsteln vom Grill und aus dem Kessel und der mehrfach prämierten Blunzn gibt es beim Kaiserzeit Würstelstand nämlich auch für einen solchen eher unübliche Speisen, wie Gulasch oder den Altwiener Suppentopf. Ungarisches Langos und Tschechisches Bier sollen dafür sorgen, dass hier auch ja keines der ehemaligen Kronländer zu kurz kommt.
Eines der Paradebeispiele für Würstelstände der nächsten Generation befindet sich mit “Extra Würstel” in der Taborstraße, direkt neben dem Nachtclub Bricks. Highlights in der Speisekarte hier sind neben vielen vegetarischen und veganen Optionen auch Pommes mit den diversesten Toppings. Auch einige ausgefallenere Hotdog-Kreationen lassen diesen Würstelstand aus der Masse herausstechen. Wer es lieber ein bisschen traditioneller hat, bekommt selbstverständlich aber auch hier seine Käsekrainer oder Bratwürstel. Zusätzlich zu dem Stand im 2. Bezirk hat mittlerweile auch ein “Extra Würstel” für warme Tage auf der Donauinsel eröffnet.
Die optimale Stärkung vor oder nach eine langen Zugreise erhält man beim Würstelstand am Südtiroler Platz. Dieser liegt direkt vor dem Hauptbahnhof und hat täglich bis spät in die Nacht offen, wodurch er zu jeder Tageszeit ein beliebter Versammlungsort für die unterschiedlichsten Menschen ist. Die Karte beinhaltet so ziemlich alle typischen Würstelstand-Klassiker, eine besondere Empfehlung ist aber die Käsekrainer “Art des Hauses” mit gehacktem Zwiebel, Ketchup, Curry und Cayennepfeffer. Wer seine Wurst direkt vor Ort an den Fensterbänken verzehren möchte, bekommt diese hier sogar auf einem Porzellanteller serviert.
In einer Seitengasse der Mariahilfer Straße versteckt sich in einer Parkgarage von außen kaum sichtbar Hermann’s Würstelstand. Durch seine ungewöhnliche Lage herrscht hier eine ganz besondere Atmosphäre und alle Speisen können dank Überdachung wetterunabhängig im großen Gastgarten genossen werden. Ein großer Fernseher für Sportübertragungen und ein Darts-Automat runden das entspannte Ambiente hier ab. Auffällig im ansonsten sehr typischen Würstelstand-Menü sind vor allem diverse Bosna-Variationen und vegane Alternativen.
Vor einer mit riesigen Grafitti dekorierten Fassade steht in der Pfeilgasse sehr malerisch der “Wiener Würstelstand”. Beim ersten biozertifizierten Würstler der Stadt wird ausschließlich Bio-Fleisch verkauft. Außerdem ist die große Auswahl an veganen Speisen ein Alleinstellungsmerkmal, man bezeichnet sich hier selbst als “Erfinder der veganen Bosna”. Natürlich dürfen hier aber auch Klassiker wie Käsekrainer oder Kafka nicht fehlen, dazu empfiehlt man hier Rohscheiben. Vor dem Stand laden einige Sitzgelegenheiten zum Verweilen in ruhiger Atmosphäre ein. Der Standort im 8. Bezirk ist dabei nicht mehr der einzige Wiener Würstelstand, mittlerweile gibt es auch Ableger auf den Steinhofgründen und bei der U-Bahn Station Spittelau. Letzterer wird auch immer wieder als Austragungsort für diverse DJ-Sets genutzt.
Am Döblinger Gürtel steht mit dem Würstelstand Leo ein echtes Wiener Urgestein. Der Stand hier ist nämlich der älteste der Stadt. Seit 1928 ist man hier schon in Betrieb und hat über die Jahre schon Persönlichkeiten wie Bruno Kreisky mit Wurst versorgt. Sein Alter sieht man dem Leo allerdings kein bisschen an, Ambiente und Karte sind auf dem neuesten Stand. Besonders beliebt ist die Riesenkäsekrainer “BIG MAMA”. Wer nach dem Verzehr dieser rund einen halben Kilo schweren Wurst noch immer nicht satt ist, hat beim Leo aber auch zwischen Dutzenden anderen Speisen die Wahl. Mit seinen Öffnungszeiten bis in die frühen Morgenstunden ist der Stand im 9. Bezirk außerdem eine beliebte Destination für Nachtschwärmer.
Der klassische Wiener Hang zur Morbidität macht sich bei diesem Würstelstand nicht nur im Namen bemerkbar – befindet er sich doch direkt vor dem 2. Tor des Wiener Zentralfriedhofes. Obwohl der Stand mit der eigentümlichen Lage zu den jüngsten in der Wiener Würstler-Szene zählt, ist die Speisekarte bis auf die vegane Seitanwurst hier eher traditionell gehalten. Käsekariner, Frankfurter und Leberkäse kredenzt man den Gästen hier unter anderem. Das verwendete Fleisch stammt dabei zur Gänze von der Fleischerei Wild im Gaweinstal. Betreiberin Patricia Pölzl ist es nämlich ein Anliegen, dass ihre Kundschaft immer weiß, wo die verzehrte Wurst eigentlich herkommt.
Fast schon ein Geheimtipp ist der 49er-Würstelstand in Hütteldorf. Dieser versteckt sich ganz im Westen von Wien in der Endschleife der namensgebenden 49er-Bim und hat im Viertel schon lange einen gewissen Kultstatus. Geboten werden einem hier nicht nur Käsekrainer, Currywurst und Bosna, sondern auch hauseigene Burger-Kreationen. Vor Ort stehen ein paar Sitzgelegenheiten zur Verfügung, nimmt man hier Platz, bekommt man die Speisen auf einem Porzellanteller serviert. Aber Achtung: Der 49er Würstelstand hat nur von Mittwoch bis Freitag geöffnet.
Quizfrage: Wo bekommt man in Wien eine originale Salzburger Bosna? Die Antwort ist tatsächlich am Währinger Gürtel, bei der “Bosnarei”, direkt gegenüber der U6-Station Währinger-Straße-Volksoper. Die namensgebende Spezialität wird hier in einem leicht getoasteten Brot mit Zwiebeln, Petersilie und einer Gewürzmischung serviert. Darüber hinaus gibt es hier auch sämtliche anderen Würstelstand-Klassiker und wöchentlich wechselnde Specials auf der Karte. Die wenig atmosphärische Lage am Gürtel wird durch die gute Anbindung an die U6 und die Öffnungszeiten bis 5 Uhr wieder wettgemacht.