Lobautunnel vor aus: Ludwig kontert Gewessler

(C) Dujmic Bubu: Der Lobautunnel steht vor dem Aus. Der Wiener Bürgermeister betonte nochmals die Wichtigkeit des Projekts.

Als einzige Metropole Europas hat Wien keine passende Umfahrung. Schwerverkehr, Rettungsdienste und Pendler müssen sich durch die Stadt stauen. Abhilfe gegen Stau, Abgase und Feinstaub sollte die Nordostumfahrung bringen. Verkehrsministerin Leonore Gewessler stoppte nun vorerst die jahrzehntelangen Planungen. Der Lückenschluss der S1 sollte vor allem die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner Wiens und der gesamten Ostregion verbessern sollen, wie Bürgermeister Michael Ludwig in einer ersten Stellungnahme betonte. Obwohl der geplante Lobautunnel allen Prüfungen Stand hielt, stoppte die Ministerin nun das Projekt.

Zankapfel Klimaschutz

Der Stopp erfolge, so Gewessler, aus Gründen des Klimaschutzes. Der Bürgermeister konterte den Ausführungen der grünen Ministerin: “Gerade in Wien ist der Klimaschutz ein zentraler Fokus der Stadt – und das schon seit Jahrzehnten,” wie Ludwig betont. Bereits sein Amtsvorgänger, Dr. Michael Häupl habe in seiner Zeit als Umweltstadtrat ein umfassendes Klimaschutzprogramm ausgearbeitet. Seit über 20 Jahren hat Wien ein eigenes Klimaschutzprogramm und der Klimaschutz steht weiterhin an wichtiger Stelle in der Wiener Stadtregierung. So hat sich die Koalition zwischen SPÖ und NEOS in Wien zum Ziel gesetzt, die Stadt zur Klimamusterstadt zu entwickeln. Ziel ist es dabei die Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener zu verbessern.

Grüne Planungen

Die jahrzehntelangen Planungen, die Umwelt- und Wasserschutzprüfungen standhielten, trug der Wiener Gemeinderat mit einer breiten Mehrheit. Die Planungen zur Stadtstraße und des Lobautunnels wurden laufend angepasst, und unter den letzten zwei grünen Verkehrsstadträtinnen – Maria Vassilakou und Birgit Hebein – vorangetrieben.

Naturschutzgebiet Lobau

Ursprünglich plante man eine Brücke an der schmalsten Stelle der Lobau, aufgrund Expertenmeinungen, Umweltschutzprüfungen und Bürgerbeteiligungen entschloss man sich für eine Untertunnelung. Der Lobautunnel hätte sich 60 Meter unter dem Naturschutzgebiet Lobau befunden. Flora und Fauna des Naturschutzgebietes waren nie in Gefahr, wie der Bürgermeister nochmals bekräftigte.

Stimmen aus Wirtschaft

Die Wiener Wirtschaft reagierte bestürzt auf das Aus für den Tunnel. Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien dazu: „Der Lobautunnel ist für den Wirtschaftsstandort Wien und die Ostregion von essenzieller Bedeutung. Kein Infrastrukturprojekt in Österreich wurde bisher so intensiv geprüft, wie dieser Tunnel.“

Auch Marcus Arige, Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Wien (SWV Wien) zeigte sich empört: „Daran hängen tausende Arbeitsplätze, tausende leistbare Wohnungen und vor allem: Die Planungssicherheit von Unternehmen.“