Quo vadis, Penzing? Wohin geht die Reise, in welche Richtung steuert der 14. Bezirk? Über neue Ideen, Projekte und Vorstellungen spricht Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner im Interview.
Bei Ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren haben Sie spezielle Ziele genannt: einen eigenen Penzinger Platz, einen Markt und ein Bezirkscafé. Wie steht’s mit den Zukunftsprojekten?
Michaela Schüchner: Gut. Der Markt ist schon realisiert, wurde gemeinsam mit der Matznerviertel-Initiative nach vielen Gesprächen umgesetzt. Und der Wochenmarkt in der Goldschlagstraße kommt sehr gut an. Zum Thema Kaffee- haus meine ich: Es kann nie genug geben! Mein Traum ist ein Nachbarschaftscafé in einem Gemeindebau. Hoffentlich schaffen wir das.
Und ist auch ein eigener Platz realistisch?
Ich gehe davon aus, dass es noch dauern wird, bis wir einen Penzinger Platz bekommen. Denn es ist zu bedenken: Heutzutage werden Plätze nicht mehr versiegelt und zubetoniert.Wichtiger ist es, Orte zu schaffen, an denen die Menschen zusammenkommen, um mitein- ander zu reden. Als Ort der Kommunikation, als Grätzeltreffpunkt wäre der neue Penzinger Platz optimal.
Ein Blick in die fernere Zukunft: Wie sehen Sie den Bezirk im Jahr 2040?
So vielfältig, wie er auch jetzt schon ist. Er soll ein gutes Leben für alle ermöglichen, mit leistbarem Wohnraum und bester Schulbildung für die Kinder. Noch wichtiger wird ein besserer Öffi-Ausbau bis an den Stadtrand sein, hier gibt es in einigen Gebieten Aufholbedarf. Im Jahr 2040 sowieso, aber auch schon 2030 soll es noch mehr Möglichkeiten geben, um das Auto stehen zu lassen.
Stichwort klimafit: Ist der 14. Bezirk auf dem richtigen Weg dazu?
Ich denke, schon, wir arbeiten ständig daran. Schließlich wollen wir auch bei größerer Hitze, die durch den Klima- wandel hervorgerufen wird, ein angenehmes Leben führen. Also brauchen wir kühlere Flächen auch im dichter besiedelten Gebiet und ökologische Energiesysteme, die Wohnungen heizen und kühlen. Klar ist aber, dass Penzing das nicht alleine lösen kann – wir wollen aber sehr wohl unseren Klimabeitrag leisten.
Das Thema Verkehr ist immer heikel. Paris als ähnlich wie Wien gelagerte Metropole hat den Auto- verkehr verbannt. Ist das auch bei uns denkbar?
Penzing ist ein sehr lang gezogener Bezirk mit vielen „ländlichen“ Teilen. Zudem muss bedacht werden, dass die Straßen in Richtung Wes- ten durch den Bezirk führen. Also ist das Thema größer zu sehen. Bevor ganz auf das Auto verzichtet werden kann, ist einiges zu tun. Wir müssen die Öffis ausbauen, das Radwegenetz erweitern und die Fußwege besser machen.
Dann könnte es einmal sein, dass auf das Auto verzichtet werden kann?
Sicher nicht zur Gänze, denn Lieferverkehr wird es immer geben, auch vom Umland in Richtung Stadt. Das muss zwangsweise durch Penzing führen. Gleichzeitig bin ich aber sehr dafür, dass die Wohngebiete verkehrsberuhigt und gewisse Straßenzüge für Autos gesperrt wer den. Ein Kompromiss, mit dem alle Seiten und auch alle Bezirke leben können, muss gut durchdacht werden.
Muss es außer dem Radverkehr als Pkw-Alternative nicht noch mehr geben? Reicht das?
Nein, es reicht nicht. Penzing ist sehr hügelig und nicht alle Menschen schaffen es, mit dem Rad über die Berge zu kommen. Der Kordon ist schon eine Herausforderung, die ich selbst probiert habe. Wichtige Alternativen sind der schon erwähnte Öffi Ausbau und die SharingSysteme der Stadt, die Wien-Mobil-Stationen. Wir bekommen heuer fünf derartige Stationen in Penzing.
Der 14.Bezirk ist sehr grün, hat den höchsten Grünanteil Wiens. Muss man da echt noch weitere Bäume pflanzen?
Zwei Drittel des Bezirks sind grün. Aber es gibt auch dicht verbaute Gebiete, in denen es auch in der Nacht nicht abkühlt. Und dort
wohnen Menschen, die keine Balkone, keine Terrassen oder keine Eigengärten haben. Für diese Bewohner sind unsere „grünen Wohn zimmer“, die Parks, ganz, ganz wichtig. Und der Baum ist die beste Klimaanlage. Also ja, es braucht mehr grüne Riesen im Bezirk.
In welche Richtung soll sich der Wohnbauentwickeln? Ist „Noch mehr, noch höher“ die Devise?
Die Höhe und Bebauungs bestimmungen sind in der Bauordnung festgelegt. Wenn man höher baut, versiegelt man weniger und kann mehr neue Grünräume schaffen – wie wir es gerade im Bereich der Theodor-Körner-Kaserne umsetzen. Hier entsteht ein neuer Park mit 15.000 Quadratmetern, umringt von geförderten und leistbaren Wohnungen. Die übrigens nur möglich sind, wenn der Platz optimal ausgenützt wird.
Danke für das Gespräch.
Das Interview führte Hans Steiner