Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialbereich sind so begehrt wie nie zuvor. Zu diesem Ergebnis kommt der zweite Arbeitsmarktreport, den Österreichs größtes Jobportal karriere.at unter wissenschaftlicher Begleitung eines Experten der Fachhochschule Oberösterreich erstellt hat. Im zweiten Halbjahr 2021 wurden über 60 Prozent mehr Stellen in diesen Branchen angeboten als vor Corona, vor allem in Wien, Oberösterreich und Salzburg. Gleichzeitig stieg die Zahl der Teilzeitstellen im Jahresvergleich zwischen 2020 und 2021 über alle Branchen hinweg stark an.
Digitalisierung
Der aktuelle zweite karriere.at-Arbeitsmarktreport unter wissenschaftlicher Begleitung durch Mag. Peter Harald Brandstätter, MBA von der FH Oberösterreich analysierte mehr als 270.000 auf karriere.at geschaltete Stelleninserate im zweiten Halbjahr 2021. Im Fokus standen u. a. der Bereich Pharma/Gesundheit/Soziales mit rund 11.600 analysierten Stellenanzeigen sowie Teilzeitjobs.
Demnach stieg die Zahl der ausgeschriebenen Stellen im Gesundheits- und Sozialbereich im zweiten Halbjahr 2021 um 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und um 62 Prozent im Vergleich zu 2019 an. Insbesondere Großunternehmen in Wien, Oberösterreich und Salzburg sind auf der Suche nach qualifiziertem Gesundheitspersonal. Die zunehmende Bürokratisierung und Digitalisierung in dieser Branche schlägt sich auch in Stelleninseraten nieder: So wurden 2021 Fähigkeiten und Kenntnisse wie EDV oder Dokumentation häufiger gesucht als in den beiden Vorjahren.
Von Pandemie stark beanstrucht
„In Österreich wird es immer schwieriger, geeignetes Personal im Gesundheits-, Pharma- und Sozialsektor zu finden. Die sogenannte Covid-Klarheit hat zudem bei einigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dazu geführt, den Job oder gar die Branche zu wechseln – gerade, wenn diese durch die Pandemie stark beansprucht wurden“, kommentiert Georg Konjovic, CEO von karriere.at. Erwartungsgemäß ist Homeoffice im Gesundheits- und Sozialbereich nur in wenigen Jobs möglich (8 Prozent), da viele Stellen Ortsgebundenheit voraussetzen. Dennoch hat Corona auch hier positive Veränderungen angestoßen: „Der Wert an Homeoffice-Möglichkeiten hat sich seit 2019 beinahe verdreifacht und Jobs aus der Branche Pharma/Gesundheit/Soziales werden aktuell schneller besetzt als 2019 und 2020“, so Konjovic.
Teilzeitjobs im Aufwind
Mittlerweile werden auch im Gesundheits-, Pharma- und Sozialbereich immer mehr Teilzeitstellen ausgeschrieben. Ihre Zahl nahm von 2020 auf 2021 um die Hälfte (54 Prozent) zu. Teilzeit-Stelleninserate stiegen gleichzeitig auch über alle Branchen hinweg stark an: um satte 85 Prozent im Vergleich zu 2020. Rund die Hälfte der Teilzeitjobs wurde in Großunternehmen angeboten.
Im Bundesländervergleich wurden die meisten Teilzeitjobs in Wien (33 Prozent), gefolgt von Oberösterreich (23 Prozent) sowie der Steiermark und Salzburg (jeweils 10 Prozent) ausgeschrieben. Dabei ist auch eine zunehmende Attraktivität von Teilzeit-Stellen auf Seiten der Arbeitssuchenden erkennbar.
Wunsch nach 30-Stunden-Woche
„Der starke Anstieg an Teilzeitbeschäftigungen geht mit dem zunehmenden Wunsch vieler Arbeitskräfte nach mehr Flexibilität einher. In 90 Prozent der ausgeschriebenen Teilzeit-Stellenanzeigen im 2. Halbjahr 2021 sind zwischen 20 und 37 Stunden vertraglich vereinbart. Zugleich wissen wir, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich eine 30-Stunden-Woche befürworten“, erklärt Peter Harald Brandstätter, wissenschaftlicher Begleiter des Arbeitsmarktreports. In einer karriere.at-Umfrage im Jahr 2020 sprach sich nämlich jeder zweite Befragte für eine 30-Stunden-Arbeitswoche aus.
Laut aktuellem karriere.at-Arbeitsmarktreport erreichte die Anzahl der Stelleninserate in der zweiten Jahreshälfte 2021 jeden Monat ein neues All-Time-High. Die meisten Stelleninserate wurden in den Branchen Handel, Industrie/Produktion, Internet/IT/Telekom, Bau/Immobilien/Haustechnik sowie Banken/Finanz/Versicherung geschaltet. Der Personalbedarf wächst auch in diesem Jahr beständig: So wurden im Jänner 2022 um 73 Prozent mehr Stelleninserate auf karriere.at ausgeschrieben als Ende 2020.