Top: Neugründungen von Firmen auf Höchstwert

Clemens Schmidgruber, Vorstandsvorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien, berichtet über die aktuelle Situation. ©Max Slovencik

Ein Viertel aller heimischen Neugründungen passiert in Wien. Mit insgesamt 9.483 neuen Unternehmen erreichte die Stadt den höchsten Wert seit 15 Jahren. Gegenüber 2022 wuchs die Zahl in Wien um 4,7 Prozent, österreichweit betrug das Plus 3,3 Prozent.

Wien bestätigt sich wieder als Gründerhauptstadt des Landes. „23 Prozent aller Neugründungen in Österreich entfallen auf unsere Stadt“, erklärt Clemens Schmidgruber, Vorstandsvorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien. Die meisten Unternehmen wurden in den Sparten Gewerbe und Handwerk (35%), Information & Consulting (25%) und im Handel (23%) gegründet.

Wertschöpfung durch Neugründungen

Der Anteil der Ein-Personen-Unternehmen lag bei 82,4 Prozent. 16 Prozent der neu gegründeten Unternehmen starteten bereits als Arbeitgeberbetrieb mit zumindest einem angestellten Mitarbeiter, 1,5 Prozent sogar mit 10-49 Mitarbeitern. Insgesamt wurden im Vorjahr durch Gründungen rund 16.800 neue Arbeitsplätze geschaffen. „Der Wertschöpfungsbeitrag liegt bei 1,6 Milliarden Euro. Neben den neuen Arbeitsplätzen in den Unternehmen, sichern sie auch indirekt Jobs durch ihre Geschäftstätigkeit – der gesamtwirtschaftliche Beschäftigungseffekt liegt bei 22.000 Arbeitsplätzen“, sagt Schmidgruber.

Motive haben sich verschoben

Die Wirtschaftskammer kennt die Top-Motive für eine Unternehmensgründung: Das Bedürfnis nach mehr Flexibilität, der Wunsch sein eigener Chef zu sein und die Verantwortung, die bereits als Angestellter getragen wird, in den eigenen Betrieb einzubringen, sind die häufigsten genannten Gründe für den Schritt in die Selbstständigkeit. Spannend ist, dass sich diese Motive im Laufe der Zeit leicht verschoben haben. So lag der Wunsch nach mehr Flexibilität bei der Zeit- und Lebensgestaltung bei einer Motivumfrage im Jahr 2010 noch auf Platz 4 – mittlerweile liegt er aber auf Platz 1.

Gründer werden immer jünger

Verändert hat sich in den letzten Jahren auch die Altersstruktur. „Vor zehn Jahren lag das durchschnittliche Alter bei 38 Jahren bzw. österreichweit bei 39 Jahren. Im Vorjahr waren die Wiener Gründer durchschnittlich 36 Jahre alt und im Österreichschnitt 38 Jahre alt. Damit sind die Wiener Gründer bundesweit die jüngsten“, berichtet Schmidgruber. Der älteste Wiener Gründer im Vorjahr war übrigens 87 Jahre alt, der jüngste Gründer 18 Jahre.

Ausnahmen für 16-Jährige gefordert

„Unternehmertum kennt keine Altersgrenzen. Genau deshalb fordern wir als Junge Wirtschaft Wien, dass es auch für talentierte Jugendliche ab 16 Jahren möglich wird, ein Unternehmen zu gründen. Die Jüngeren in unserer Gesellschaft möchten mit anpacken und Verantwortung übernehmen, und diese Chance sollten wir ihnen geben“, so Schmidgruber kämpferisch. Konkret wird gefordert, Ausnahmen zur Unternehmensgründung, die es etwa für Schulprojekte (ohne Gewerbeschein) bereits gibt, auszuweiten. Gemeinsam mit Rechtsexperten und betroffenen Jugendlichen arbeitet die Junge Wirtschaft Wien gerade wir gerade an geeigneten Vorschlägen.

Info-Veranstaltung im März

Neben der steigenden Zahl an Gründungen, steigt auch der Bedarf nach Unterstützung laufend. Im Vorjahr verzeichnete das Gründerservice der Wirtschaftskammer Wien 38.000 Kontakte. Umgerechnet tritt damit alle drei Minuten ein Gründer mit dem Gründerservice der WK in Kontakt – in Form von telefonischen Beratungen, Mails, persönlichen Beratungen oder im Zuge der elektronischen Gewerbeanmeldung.  Am 20. und 21. März kann man sich übrigens bei den so  genannten Gründungstagen informieren, die Veranstaltung findet im Haus der Wiener Wirtschaft statt. Alle Interessierten erfahren hier bei ausgewählten Vorträgen und Infoständen alles Wissenswerte zur Unternehmensgründung.

Hans Steiner
Chefredakteur