Fünf vor 1945 und acht nach dem Krieg lenkten die Geschicke Währings. Drei Bezirksvorsteher – Friedrich Holomek, Hans Hemmelmayer und vor allem Karl Homole – waren als Langzeitbezirkschefs im Amt. Seit 2015 regiert Silvia Nossek.
Rudolf Sigmund – 24.7.1945 bis 16.4.1946
Er wurde als Sohn eines Eisenbahners geboren und erlernte einen Beruf im Mechanikergewerbe. 1926 wurde er Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft. Nach dem Österreichischen Bürgerkrieg 1934 wurde Sigmund aus politischen Gründen entlassen und machte sich im Transportwesen selbstständig. Während des Verbots der Sozialdemokratischen Partei hielt er Kontakt mit Aktivisten des Widerstandes und unterstützte sie finanziell und mit Transportleistungen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Sigmund im Mai 1945 zum SP-Bezirksvorsteher-Stellvertreter und ab Juli 1945 bis April 1946 SPBezirksvorsteher.
Danach wurde er Amtsführender Stadtrat für Ernährungsangelegenheiten und später Stadtrat für Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten. In der Hockegasse ist ein großer Gemeindebau nach dem Politiker benannt: der Rudolf- Sigmund-Hof.
Friedrich Holomek – 16.4.1956 bis 14.12.1959
Er wurde am 2. Juni 1889 als Sohn eines Schneidermeisters in Wien geboren und nahm an beiden Weltkriegen teil. Friedrich Holomek war gelernter Kleidermacher, studierte aber auch Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Danach arbeitete er als leitender Sparkassenangestellter und nach 1938 als Steuerberater. Vom 16. März bis zum 16. Juni 1938 war er inhaftiert und verlor seine berufliche Basis. Danach wurde Holomek politisch aktiv: Er war ÖVP-Bezirksrat und von 16. April 1946 bis zum 14. Dezember 1959 dreizehn Jahre lang Bezirksvorsteher von Währing.
Nicht lange danach, im Jänner 1961, verließ er diese Welt. In der Martinstraße 92 ist eine Wohnhausanlage nach ihm benannt: der Friedrich-Holomek-Hof.
DDr. Viktor Leo Gräf – 14.12.1959 bis 18.12.1969
Der am 15. Dezember 1928 in Wien geborene Politiker war von 1959 bis 1969 VP-Bezirksvorsteher von Währing und wohnte in der Bäckenbrünnlgasse. Er war zudem auch Vorsitzender der Stellungskommission des rot-weißroten Bundesheers.
DKFM. Hans Hemmelmayer – 18.12.1969 bis 3.12.1984
Der 1926 geborene Ur-Gersthofer, der in seinem Heimatbezirk die Schule besuchte und Welthandel studierte, war 15 Jahre lang – vom 18. Dezember 1969 bis 3. Dezember 1984 – Bezirksvorsteher von Währing. In seine Amtszeit fallen die Errichtung der ersten Wohnstraße in Wien und die unermüdlichen Bemühungen, die Schnellbahn 45 der Vorortelinie unter dem Türkenschanzpark zu aktivieren. Zu den erfolgreichen Projekten zählen auch die Verhinderung der Verbauung des Sternwarteparks sowie der Neubau des Schafbergbads. 2018 ist er im 93. Lebensjahr verstorben.
Leopold Traindl 3.12.1984 bis 25.01.1990
Traindl wurde 1927 in Bullendorf geboren und war später von Beruf Lehrer. Von 1970 bis 1984 Gemeinderat in Wien und 1984 bis 1990 VP-Bezirksvorsteher von Währing. Im Februar 2005 ist er verstorben.
Karl Homole – 25.1.1990 bis 17.12.2015
Homole wurde 1941 in Wien geboren und hat bei der Firma Meinl den Beruf des Handelskaufmanns erlernt. 25 Jahre lang – von 1990 bis 2015 – stand Karl Homole an der Spitze Währings und hat damit wie kein anderer den Bezirk geprägt.
In Homoles Amtszeit fällt auch die Errichtung der Schubertpark-Garage (2003–2005) für über 400 Fahrzeuge. Er setzte auf aktive Bürgerbeteiligung und ließ über die Einführung des Parkpickerls zweimal abstimmen. Die Währinger waren mehrheitlich dagegen. Seine Nachfolgerin führte dann das Pickerl ohne Abstimmung dennoch ein. Wichtig auch: Der Bezirk hatte unter Homole hohe Rücklagen, die er in Schulsanierungen investierte, weil die Stadt dafür zu wenig Geld zur Verfügung hatte. Heute ist von den Rücklagen nichts mehr übrig. Nicht zu vergessen ist auch das große ehrenamtliche Engagement des Politikers als langjähriger Präsident der Wiener Pfadfinder und Pfadfinderinnen.
Homole ist im Jänner 2022 wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag überraschend verstorben.
Mag. Silvia Nossek – seit 17.12.2015
Silvia Nossek wuchs im Weinviertel auf und studierte in der Uni Wien Mathematik und Geschichte. Sie lebt seit den späten 1980er Jahren in Währing. 1991 kandidierte sie bei der Bezirksvertretungswahl und wurde Klubobfrau der Grünen. Von 2009 bis 2012 war sie die Landessprecherin der Wiener Grünen. Bei der Bezirkswahl 2015 war sie die Währinger Spitzenkandidatin. Die Grünen wurden die stimmenstärkste Partei und Nossek wurde als Bezirkschefin gewählt. Bei den Wahlen 2020 konnte sie ihre Position sogar noch festigen und brachte den Grünen 17 von 40 Mandaten.