
Anfang Juli startet in den heimischen Kinos Thomas Roths Film über den international erfolgreichen Wiener Jazz-Musiker Karl Ratzer. Der Regisseur erzählt im Interview über die Hintergründe.
Er ist einer der profiliertesten Regisseure für anspruchsvolle Kino- und TV-Filme in Österreich und Deutschland. Jetzt hat Thomas Roth (unter anderem „Falco – Verdammt, wir leben noch!“, „Schächten“, „Tatort“) eine spannende Dokumentation über den international erfolgreichen Wiener Jazz-Gitarristen Karl Ratzer gedreht. Roth lässt tief in die Persönlichkeit des Musikers blicken; er zeigt seelische Abgründe und künstlerische Höhenflüge. Kinostart von „Karl Ratzer – In Search of the Ghost“ ist am 4. Juli zu Ratzers 75. Geburtstag.
Hier das Vor-Magazin-Interview mit Regisseur Thomas Roth.
Warum haben Sie sich diesem Projekt gewidmet?
Thomas Roth: Karl Ratzer war mir bereits in den 1980er Jahren ein Begriff, er war in den USA sehr erfolgreich und spielte mit Größen wie Chet Baker. Ein Freund von mir, der Schriftsteller Michael Köhlmeier, hat mir dann erzählt, dass er eine sehr interessante und auch komplizierte Persönlichkeit ist. Das war die Initialzündung, den Film zu machen. Der Filmtitel lautet „In Search of the Ghost“ nach einem Album von Karl Ratzer aus dem Jahr 1978.
Wie manifestiert sich diese Suche?
Die Suche nach dem Geist, nach der Spiritualität beinhaltet auch die Frage nach dem Sinn des Lebens. Diese stellt sich für Karl Ratzer durch die belastende Familiensituation. Seine Eltern haben einander im KZ Auschwitz kennengelernt, den Holocaust aber überlebt. Karl Ratzer wurde 1950 in diese traumatisierte Familie geboren. Er hat sich einen Weg gesucht – zur Musik. Im Film erzählt er, dass ihn seine Mutter auf diesen Weg gebracht hat, zum Gitarre-Spielen. Das war als Kind die Perspektive für sein Leben, mit 16 war er praktisch schon ein Star. Die Suche mündet auch in einer Hinwendung zu Gott. Ratzer spricht im Film davon, dass er seine jahrzehntelange Drogensucht, die ihn an den Rand des Todes gebracht hat, durch die Hinwendung zum Glauben, zu Gott, überwinden konnte.
Wo lebt Karl Ratzer?
Zurückgezogen im 20. Bezirk. Er tritt nach wie vor in verschiedenen Formationen auf.
Wen wollen Sie mit der Dokumentation ansprechen?
Das ist kein klassischer Musikfilm, es geht um Ratzers komplexe Persönlichkeit, um sein spannendes Leben. Es geht auch um die 1970er und 1980er Jahre, eine Ära, für die sich auch junge Menschen interessieren. Es gibt natürlich Musik, Jazz, Blues und Rock – interessante, gut konsumierbare Musik, die vielleicht auch junge Leute dazu animiert, einmal ein Live-Konzert von Karl Ratzer zu erleben.