„Wir kennen heute über 400 verschiedene rheumatische Erkrankungen.“
…erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Edmund Cauza, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin am Herz-Jesu Krankenhaus Wien.
Das Krankenhaus im dritten Bezirk zählt zu den führenden Zentren für Rheumatologie und bietet spezialisierte Ambulanzen – etwa für seltene, rheumatisch bedingte Lungenerkrankungen (ILD).
Rheuma betrifft nicht nur ältere Menschen
Zu den häufigsten Gelenkerkrankungen zählen die rheumatoide Arthritis und Morbus Bechterew. Doch auch Osteoporose und Gicht belasten viele Menschen. Ursachen können Autoimmunreaktionen, genetische Faktoren, Infektionen oder ungesunde Ernährung sein.
„Rheuma gilt oft als Krankheit älterer Menschen – das ist ein Irrtum“, betont Cauza. „Auch junge Erwachsene und sogar Kinder können betroffen sein. Besonders, wenn während Schwangerschaft oder Stillzeit geraucht wurde.“
Typische Symptome sind Schmerzen, Schwellungen, Entzündungen und Funktionsstörungen von Gelenken oder Organen – oft begleitet von starker Müdigkeit. Wird nicht rechtzeitig behandelt, kann Rheuma nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Lebenserwartung deutlich reduzieren.
Früherkennung ist entscheidend
„Wir setzen auf eine präzise Diagnostik und individuell angepasste Therapien, um Betroffenen wieder ein Leben ohne Schmerzen zu ermöglichen“, so Cauza. Moderne Medikamente und Therapiekonzepte helfen, Entzündungen einzudämmen und bleibende Schäden zu verhindern.
Besonders wichtig: die regelmäßige Kontrolle der Lunge. Denn etwa zehn Prozent aller Rheuma-Patient*innen entwickeln ernsthafte Lungenprobleme. „Interstitielle Lungenerkrankungen bleiben oft lange unerkannt – mit drastischen Folgen“, warnt der Mediziner.
Neue Spezialambulanz für komplexe Fälle
Seit Anfang des Jahres gibt es im Herz-Jesu Krankenhaus eine Spezialambulanz, die sich auf die Kombination von Rheuma und Lungenbeteiligung konzentriert. In enger Zusammenarbeit mit der Klinik Floridsdorf werden Patient*innen dort interdisziplinär betreut.
„Die Behandlung dieser komplexen Krankheitsbilder erfordert das Zusammenspiel von Rheumatologinnen und Pneumologinnen“, erklärt Cauza. Prim. Univ.-Prof. Dr. Arschang Valipour, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie der Klinik Floridsdorf, ergänzt:
„Die strukturierte Zusammenarbeit ermöglicht es uns, Lungenveränderungen früh zu erkennen und gezielt zu behandeln. Das verbessert Prognose und Lebensqualität deutlich.“
Gemeinsames Ziel: Mehr Lebenszeit und Lebensfreude
Die Kooperation zwischen den beiden Wiener Spitälern gilt als Vorzeigemodell in der Rheumaversorgung. Durch gemeinsame ILD-Boards wird die Diagnose präziser, die Therapie individueller und der Verlauf oft milder.
„Unser Ziel ist klar: Symptome früh erkennen, Krankheitsverläufe bremsen und Patient*innen kostbare Lebenszeit schenken.“
…so Valipour.