Widerstand einer 16-jährigen: Mutig gegen Faschismus und Nazis

Melanie_Berger-Volle-©-Wikimedia-Commons-CC-BY-SA-3.0

Am Donnerstag empfing Bürgermeister Michael Ludwig die österreichisch-französische Ikone Mélanie Berger-Volle. Im Roten Salon des Rathauses überreichte man der 102-jährigen Widerstandskämpferin die Ehrenmedaille. 

Mélanie Berger, die 1921 geboren wurde, wuchs in einer jüdischen Familie in der Leopoldstadt auf. Bereits als Teenager engagierte sie sich wehrhaft gegen den Faschismus. Mit gerade einmal sechzehn Jahren und 70 Schilling im Rucksack machte sie sich auf die Flucht. Das Leben war nach dem „Anschluss“ Österreichs als Jüdin und Gegnerin Stalins in Wien zu gefährlich.

Geschichte einer Heldin

 „Ihre Flucht als erst 16-Jährige mit nur 70 Schilling im Rucksack geriet“, so Ludwig, „zu einer regelrechten Odyssee durch mehrere Länder, die Berger wie durch ein Wunder fast unbeschadet überlebt hat. 1942 landete sie in Marseille im Zuchthaus, wo sie brutal verhört wurde. Doch Berger ersann einen abenteuerlichen Fluchtplan: Ihre Genossen sollten sich als Gestapo-Trupp tarnen, sie zum Schein verhören und aus dem Gefängnis herausholen. Die filmreife Befreiungsaktion gelang, obwohl Melanie Berger, die gerade 22 Jahre geworden ist, an akuter Gelbsucht litt. In Lyon, wo der ,Schlächter’ Klaus Barbie wütete, schloss sie sich der Résistance an, wo sie ihren antifaschistischen Kampf fortsetzte und zu einer wahren Heldin des Widerstands avancierte.“

Unermüdlicher Einsatz

Nach dem Krieg wohnte sie gemeinsam mit ihrem Mann Lucien Volle in Wien, ehe sie als Paar wieder nach Frankreich übersiedelten.

Zunächst an der Seite ihres Mannes, später im Alleingang, besuchte Mélanie Berger-Volle unermüdlich Schulen, um jungen Menschen aus ihrem von Flucht, Verfolgung, Verhaftung und Kampf geprägten Leben zu erzählen“, schilderte der Bürgermeister. 

Ich wollte immer die Welt verändern“ (Zitat Melanie Berger-Volle)

Für ihren unerschöpflichen Beitrag zur Erinnerungskultur wurde Berger-Volle mehrfach ausgezeichnet. 2013 erhielt sie den höchsten französischen Orden, den der Ehrenlegion. 2015 überreichte ihr Bundespräsident Heinz Fischer das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich.

Mehr zu Melanies Berger Geschichte im Buch: „Die kleine Sache Widerstand. Wie Melanie Berger den Nazis entkam“ von Nils Klawitter (Czernin Verlag).