2.000.000 Bücher werden bald Floridsdorfer

Der „Speicher des Wissens“ zeichnet sich durch eine einfache und klare Formensprache aus © Lorenz Consult ZT GmbH

Die Universität Wien bekommt gemeinsam mit vier anderen städtischen Unis ein neues Bücherdepot, das als klimafreundlicher und energiesparender Holzhybridbau realisiert wird. Jetzt fand die Gleichenfeier in Floridsdorf statt.

Bis November entsteht auf den Siemens-Gründen im 21. Bezirk ein neuer Bücherspeicher, der die Innenstadtflächen von mehreren Wiener Universitäten entlasten und die Bibliotheksbestände vom Benützungs- und Verwaltungsbereich trennen wird. Das Bücherdepot ist mit einer Nettogrundfläche von 13.000 m² für 130.000 Laufmeter Bücher ausgelegt. Auf 109.000 Laufmetern davon wird die Universität Wien einen großen Teil des Buchbestands der Hauptbibliothek lagern, das sind über 2 Millionen Bände. Der Rest steht den Bibliotheken der Technischen Universität Wien, der Universität für angewandte Kunst Wien, der Akademie der bildenden Künste Wien und der Geologischen Bundesanstalt zur Verfügung.

EU-weiter Architektur-Wettbewerb

Das Architekturbüro Pittino & Ortner ging im EU-weiten Architekturwettbewerb als Sieger hervor und erhielt als bestqualifiziertester Bewerber für die Planungsleistungen gemeinsam mit der Lorenz Consult als ARGE den Auftrag durch die Bundesimmobiliengesellschaft. Eine herausfordernde Aufgabe.

Wegen der hohen Traglasten, dem komplexen Brandschutz und der Sicherstellung der konstanten klimatischen Bedingungen hat das Bücherdepot ein Stahlbetonskelett. „Die Herausforderung in der Tragwerksplanung lag in der Nutzlast von rund 1.000kg/m² für die Lagerung der Bücher in fahrbaren Regalsystemen und in der Bauteilaktivierung der Decken. Auch die Löschmittelwahl war herausfordernd, um bei einem möglichen Brand die Bücher nicht zu beschädigen. Im Hinblick auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit muss im Depot ein konstantes Klima herrschen – auch das sind spezielle Anforderungen in der Haustechnik. “, so Lorenz Consult-Geschäftsführer Gerald Dabernig.

Klimafreundlicher Holzhybridbau

Beim Entwurf als „Speicher des Wissens“ stehen Funktionalität und Energieeffizienz im Vordergrund. Obwohl das Bücherdepot aus einem Stahlbetonskelett besteht, kommt möglichst Holz zum Einsatz, so werden etwa die nichttragenden Wände aus Holz gefertigt. Die meisten Bauteile können vorgefertigt werden, wodurch die kurze Bauzeit sichergestellt werden kann. Weitere Vorteile: Es werden keine fossilen Brennstoffe verwendet, sondern Erdwärme zur Energiegewinnung.  

So elegant wird sich das Bücherdepot nach Fertigstellung präsentieren © Pittino & Ortner

 Die großflächige Photovoltaikanlage auf dem Dach wird eine Leistung von über 300 kWp liefern, was in etwa dem durchschnittlichen Stromverbrauch von 65 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Durch ein ausgeklügeltes Lüftungskonzept wird einer Überhitzung im Sommer entgegengewirkt. Die Fassade Richtung S-Bahn und das Dach werden naturnah begrünt. Das Regenwasser wird auf dem eigenen Grundstück versickern, es wird nicht in die Kanalisation eingeleitet. Die Investitionskosten belaufen sich auf 37,8 Millionen Euro. Der Start der Planungsleistungen war im Juli 2022, der Baubeginn erfolgte im Oktober 2023, die Fertigstellung ist für November 2024 geplant.