Wenn heute, am 5. November 2025, auf ORF 2 und ORF ON die Dokumentation „Wiener Staatsoper – Weltbühne für Österreich“ ausgestrahlt wird, dann geht es nicht nur um Oper, sondern um Identität. Regisseurin Alexandra Venier und Buchautor Gerald Heidegger erzählen die Geschichte eines Hauses, das über Jahrhunderte hinweg Österreichs Selbstverständnis von der Monarchie bis zur Zweiten Republik mitgeprägt hat.

Haus der Hochkultur als Spiegel der Geschichte

Kaum ein anderes Bauwerk Wiens steht so sehr für Wandel und Beständigkeit zugleich wie die Staatsoper. 1869 unter Kaiser Franz Joseph eröffnet, überdauerte sie Monarchie, Krieg und Wiederaufbau. Die Jahre 1918, 1938, 1945 und 1955 markieren tiefgreifende Einschnitte. Stets war es die Oper, an der sich ganz Österreich neu erfand.

Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der Wiederaufbau zur nationalen Aufgabe. Architekt Erich Boltenstern schuf ein neues Inneres, das die alte Pracht scheinbar unberührt ließ und doch ein Stück Neubeginn atmete. Seine Entscheidung für ein vertrautes, „ewig österreichisches“ Design war zugleich ein Bekenntnis zur Kontinuität in Zeiten des Umbruchs.

Der prächtige Innenraum der Wiener Staatsoper von der Bühne aus. © ORF

Der prächtige Innenraum der Wiener Staatsoper von der Bühne aus. © ORF

Wiedereröffnung 1955: Ein Land findet seine Stimme

Als am 5. November 1955 Smetanas „Die verkaufte Braut“ über die Bühne ging, atmete ganz Wien auf. Zehn Jahre nach Kriegsende war die Wiedereröffnung der Oper mehr als nur ein kulturelles Ereignis, sie war ein nationales Bekenntnis.

Die Staatsoper wurde zur Bühne eines neuen Selbstbewusstseins. Während draußen noch Ruinen standen, erklang drinnen Musik, die Trost, Stolz und Hoffnung zugleich spendete. Wien, das Herz Europas, war wieder da: elegant, verletzlich, aber lebendig.

Diese emotionale Kraft der Oper zeigt die Dokumentation eindrucksvoll mit seltenem Archivmaterial, Interviews und bisher ungesehenen Perspektiven – vom historischen Moment der Eröffnung bis hinauf zum heutigen Bühnenbetrieb.

Die ORF-Dokumentation führt hinter die Kulissen und zeigt auch all jene, die Tag für Tag das Haus am Leben halten. © ORF

Die ORF-Dokumentation führt hinter die Kulissen und zeigt auch all jene, die Tag für Tag das Haus am Leben halten. © ORF

Ein Blick hinter die Kulissen der Wiener Staatsoper

Heute gilt die Wiener Staatsoper als eine der bedeutendsten Bühnen der Welt. Internationale Stars geben sich hier die Klinke in die Hand. Trotzdem bleibt die Oper ein Haus der Wiener, tief verwurzelt in der Stadt, ihrer Geschichte und Mentalität.

Die ORF-Dokumentation führt hinter die Kulissen: vom Keller bis zum Schnürboden, von all jenen, die das Haus Tag für Tag am Leben halten. Zeitzeugen wie Susana Zapke, Oliver Rathkolb und Peter Marboe erzählen von der Eröffnung 1955. Staatsoperndirektor Bogdan Roščić und Bariton Georg Nigl lenken den Blick in die Gegenwart.

So entsteht ein vielschichtiges Porträt eines Hauses, das nie stillsteht. Auch nach 70 Jahren Wiedereröffnung beweist die Wiener Staatsoper, dass sie nicht nur ein Opernhaus ist, sondern auch ein Stück Österreich im reinsten Sinn.

www.wiener-staatsoper.at

Sendetipp:
„Wiener Staatsoper – Weltbühne für Österreich“
Zum 70. Jahrestag der Wiedereröffnung
Mittwoch, 5. November 2025, 22.30 Uhr
ORF 2 und ORF ON