Auf den Spuren des Hundsturms

(C) Privat: Josef Taucher nimmt uns auf die Spuren des Hundsturms mit.

Teil 46 unserer Serie „Josef Taucher präsentiert: WIENER WUNDER-WELTEN“ führt zur Wunderwelt in Margareten auf den Spuren des Hundsturms. Der Name könnte verwirren. Wenn Sie nun neugierig geworden sind, dann dürfen wir Sie einladen, Wiener-Wunderwelten-Initiator Josef Taucher zu begleiten.

Die Suche beginnt

In Margareten, im 5. Wiener Bezirk, gibt es eine Straße und einen Platz mit dem Namen „Am Hunds­turm“. Hier findet man eine Ganztagsvolksschule, ein Fahrradgeschäft, eine neu gestaltete Parkanlage mit Sitzgelegenheiten und Spielplätzen, eine Hundezone und eine Postfiliale, die sich – bei genauerer Betrachtung – ­tatsächlich in einem turm­artigen Gebäude befindet. Doch ist das der Turm, den wir ­suchen?

Geht man in Richtung Schönbrunner Straße weiter, fällt einem linker Hand ein weiterer Turm auf. Auf diesem ist eine Person mit Hunden und einem Wappen abgebildet. Auf unserer Suche fragen wir Passanten und Anrainer – doch eine genaue Antwort kann uns keiner geben. Wir gehen weiter zum Bruno-Kreisky-Park, wo Kinder bei strahlendem Sonnenschein spielen, Menschen auf den Bänken die ersten Frühlingstemperaturen genießen oder von der Arbeit Richtung U-Bahn gehen. Und auch dort sticht uns zwischen Schönbrunner Straße und Sankt-Johann-Gasse ein weiteres turm­artiges Gebäude ins Auge. Welcher der Türme ist denn jetzt der Hundsturm?

Lange Geschichte

Wir haben unsere Recherchen ausgeweitet und sind auf Folgendes gestoßen: Hundsturm (bis 1902 Hundsthurm) war 1849/1850 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil des 5. Bezirks. 1632 wird der Name erstmals urkundlich erwähnt. Blickt man weiter in die Geschichte zurück, erfährt man, dass im Jahre 1600 Erzherzog Matthias, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Erzherzog von Österreich, ein Rüdenhaus – ein turmartiges Gebäude für seine Jagdhunde – errichten ließ. Der Name Hundsturm könnte also möglicherweise von diesem ­Rüdenhaus ­abstammen.

Der Lösung so nahe

Noch wahrscheinlicher ist jedoch, dass er auf die ehemalige Hundsmühle zurückgeht, die im Jahre 1408 erstmals als Hunczmühle in der Scheibenried belegt ist. Sie wurde von einem Bach angetrieben, der vom Siebenbrunnenfeld herab in den Wienfluss floss. 1672 wurde das Rüdenhaus abgerissen, an seiner Stelle entstand das Schloss Hunds­thurm, das 1885 ebenfalls abgerissen wurde. Der Platz vor dem Schloss, bis dahin „Schloßplatz“ genannt, wurde 1886–1923 Hundst(h)urmplatz bzw. Hundsthurmer Platz genannt und heißt seit 1923 Am Hundsturm. Keiner der drei Türme ist also der Hundsturm.

Haben auch Sie eine Idee für eine Wiener Wunderwelt? E-Mail an: wunder­welt@­wienerbezirksblatt.at