Mitte Mai wurde in Zusammenarbeit mit der Vulture Conservation Foundation erneut ein Bartgeier aus dem Tiergarten Schönbrunn erfolgreich in der Wildbahn wiederangesiedelt – diesmal im spanischen Maestrazgo, nördlich von Valencia. Der Jungvogel war Anfang des Jahres in der Greifvogelstation Haringsee in Niederösterreich geschlüpft, aufgezogen wurde das Küken von dem bereits erfahrenen Bartgeier-Pärchen im Tiergarten Schönbrunn. „Unsere beiden Vögel waren immer sehr fürsorgliche und liebevolle Eltern, für eigenen Nachwuchs sind sie aber mittlerweile zu alt. Daher wurden sie vom Zuchtnetzwerk als ideale Ammeneltern für das Bartgeier-Küken ausgewählt. Die beiden haben es sofort angenommen und sich vorbildlich darum gekümmert. Inzwischen war der Jungvogel nahezu ausgewachsen und somit bereit, in der Natur wiederangesiedelt zu werden,“ berichtet Tierpflegerin Sonja Sladky.
Der majestätische Bartgeier war einst in fast allen Gebirgen Südeuropas und auch in den österreichischen Alpen zuhause – er galt als größter heimischer Greifvogel. Seinen Namen verdankt er den langen, schwarzen, borstenartigen Federn an seinem Schnabel. Sein Brust- und Bauchgefieder ist grundsätzlich weiß. Die rotbraune Gefiederfärbung entsteht durch das Baden in eisenoxydhaltiger, feuchter Erde. Obwohl der Bartgeier ein harmloser Aasfresser ist, wurde er vom Menschen zum Schutz von Weidevieh verfolgt und beinahe ausgerottet. „Seit 1986 gibt es ein erfolgreiches Artenschutzprojekt zur Wiederansiedlung des Bartgeiers im Alpenraum, an dem sich auch der Tiergarten Schönbrunn seit vielen Jahren aktiv beteiligt. Zusammen konnten wir bereits rund 200 junge Bartgeier aus Zoos und Zuchtstationen in Österreich, Frankreich, Italien und der Schweiz auswildern, die ihrerseits wieder für Nachwuchs sorgten“, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.