Vor 100 Jahren wurde das Theater in der Josefstadt komplett renoviert: Theaterdirektor Max Reinhardt ist dafür verantwortlich, dass die Spielstätte im 8. Bezirk so prachtvoll aussieht, wie wir sie heute kennen.
Er hatte bereits mit seiner „Jedermann“-Inszenierung die Salzburger Festspiele mitbegründet und mischte mit den Reinhardt-Bühnen vor allem die Theaterszene in Berlin auf – trotzdem hatte für „Theatermagier“ Max Reinhardt die Leitung eines Schauspielhauses in Wien einen ganz besonderen Reiz: „Wien ist die Stadt der feinsten Theaterpsychologie. Wien erkennt den Schauspieler wie keine zweite Stadt. Wie keine andere hält es ihn hoch und bewahrt ihm die Treue.“ So übernahm der gefeierte Regisseur 1923 das Theater in der Josefstadt – und ließ es erst mal ganz nach seinen Vorstellungen renovieren.
Vision verwirklicht
Eine Spielstätte im Stile des Teatro La Fenice, dem bekannten Opernhaus in Venedig, schwebte Reinhardt vor. Und fand in Carl Witzmann den geeigneten Architekten, der das Theater in der Josefstadt in ein „Meisterwerk aus Geist und Seele“ verwandelte. Der Neo-Direktor und seine Frau, Schauspielerin Helene Thimig, waren dabei maßgeblich in die Umbaupläne involviert. Finanziell gefördert wurde das Großprojekt von Camillo Castiglioni, dem einflussreichsten Geldmagnaten Wiens. Die Wiedereröffnung des Hauses ging am 1. April 1924 mit der Inszenierung von „Der Diener zweier Herren“, in der Regie von Max Reinhardt selbst, unter höchstem öffentlichem Interesse und medialer Aufmerksamkeit über die Bühne. Es gab schließlich auch allen Grund zum Feiern. Das Theater erstrahlte in völlig neuem Glanz.
Juwel von einem Theater
Die zum Kulissenmagazin verkommenen Sträußelsäle – die heute als Pausenraum dienen – wurden reaktiviert und ihr Biedermeierstil aufgefrischt. Die Foyers zwischen dem Eingang auf der Josefstädter Straße und dem Zuschauerraum sind durch und durch imperial gestaltet – und das Deckenfresko von Barocci im Parterrefoyer ist die Kopie des Deckengemäldes des Salzburger Schloss Leopoldskron. Absolutes Highlight bildete aber der Murano-Glas-Luster von J. & L. Lobmeyr, der auch heute noch mit Vorstellungsbeginn langsam zur Decke schwebt.
Info: josefstadt.org