Die legendären Pawlatschen

(C) zVg: Der neu gestaltete Eingang konnte auf Betreiben von Intendantin Monika Erb umgesetzt werden.
(C) zVg: Der neu gestaltete Eingang konnte auf Betreiben von Intendantin Monika Erb umgesetzt werden.

Die Anfangsjahre sind ein bisschen wage. Oder sagen wir so: lückenhaft belegt. Denn die Geschichtsschreibung meint, „dass die Anfänge bis ins Jahr 1909 zurückreichen“. Theaterdirektor Gustav Tschauner gründete eine Sommerbühne  – allerdings in der Brigittenau, nicht in Ottakring. Der 16. Bezirk kam erst 1938 ins Spiel, als der schon 50-jährige Gustav Tschauner die 19-jährige Karoline Rudolf, Tochter einer bekannten Schaustellerfamilie, heiratete. Und sie brachte die elterliche Bühne in der Kendlerstraße in die Ehe ein.

Schicksalsjahre

(C) Tschauner-Archiv: Die Gründerfamilie in trauter Eintracht.

In weiterer Form übersiedelte das Theater in die Ganglbauergasse 3–5. 1957 wurden die alten Holzpawlatschen schon wieder weggeführt – und zwar in die Maroltingergasse 43, wo die Tschauner 1959 ihren Spielbetrieb aufnahm. Nur zwei Jahre später gab es den nächsten Schicksalsschlag: Gustav Tschauner starb und die Bühne geriet in eine schwere Existenzkrise.

Doch „Tschaunerin“ Karoline kämpfte wie eine Löwin und begründete ihren legendären Status. Sie schaffte es, das Vorstadttheater zu erhalten und auszubauen, viele Fans zu gewinnen. 1987 wurde es vom Volksbildungswerk übernommen.

(C) Tschauner-Archiv: Die legendäre Karoline Tschauner in Schwarz-Weiß. 1938 heiratete die damals 19-Jährige den 50-jährigen Gustav Tschauner – die Legende begann.

Komplett-Abriss

Wer nun glaubte, dass die Bühne gerettet wäre, irrte. Wegen akuter Einsturzgefahr musste sie 1988 abgerissen und aus Mitteln der Stadt und von Sponsoren wiederaufgebaut werden. Am 4. Juli 1989 hob sich unter dem Namen „Original Wiener Stegreifbühne, vormals Tschauner“ der rote Vorhang – und so ist es bis heute. Sie hat es oft nicht leicht, ist aber aus Ottakring nicht wegzudenken.

Seit 2016 führt Monika Erb das Haus, 2018 wurde das „Stegreifspiel der Tschauner“ sogar als „Immaterielles Kulturerbe“ in den Adelsstand erhoben.

(C) Diesner: Seit 2016 leitet Monika Erb die Tschauner-Bühne.