Schilddrüsenerkrankungen sind weit verbreitet. Nun soll Künstliche Intelligenz (KI) dabei helfen, die Diagnostik zu verbessern und unnötige Eingriffe zu vermeiden. In der Klinik Landstraße wird der Einsatz getestet.
Die Abklärung von Schilddrüsenknoten ist medizinisch oft herausfordernd: Nicht jeder Knoten ist gefährlich – aber welche sind harmlos, welche bösartig? Im Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) laufen derzeit erste Tests mit KI-gestützten Diagnosemethoden. Ziel ist es, die Entscheidungsfindung zu unterstützen, die Diagnose zu präzisieren und Patienten unnötige Belastungen zu ersparen.
Häufige Diagnose mit Unsicherheiten
In Österreich zählen Schilddrüsenerkrankungen zu den häufigeren Gesundheitsproblemen. Allein im Wiener Gesundheitsverbund werden jährlich rund 1.400 Operationen an der Schilddrüse durchgeführt, zwei Drittel davon in der Klinik Landstraße. Besonders häufig treten sogenannte Schilddrüsenknoten auf; Veränderungen, die meist zufällig im Rahmen eines Ultraschalls entdeckt werden. Doch die entscheidende Frage bleibt: Handelt es sich um eine harmlose Veränderung oder steckt eine bösartige Erkrankung dahinter? Die Standardverfahren wie Ultraschall, Szintigrafie und Feinnadelbiopsie liefern oft keine eindeutige Antwort.
Unterstützung durch Künstliche Intelligenz
Eine aktuelle Studie aus Frankreich zeigt, wie Künstliche Intelligenz helfen kann. KI-Systeme wurden mit Ultraschallbildern von Schilddrüsenknoten trainiert und lernten, diese im Rahmen der sogenannten Bethesda-Klassifikation zu beurteilen. Diese Klassifikation dient der Einschätzung des Krebsrisikos auf Basis von Zellproben. Das Ergebnis: Die KI konnte verlässlich beurteilen, ob eine Punktion notwendig ist oder nicht – und dabei helfen, unnötige Eingriffe zu vermeiden. Auch im Wiener Gesundheitsverbund ist man an der Schnittstelle von Innovation und Klinikalltag angekommen. „Künstliche Intelligenz wird Ärzte nicht ersetzen, aber sie kann objektiv unterstützen“, betont Brigitta Schmoll-Hauer, Nuklearmedizinerin und Generalsekretärin der Österreichischen Schilddrüsengesellschaft.
Erste Tests, große Erwartungen
Am Schilddrüsenkompetenzzentrum der Klinik Landstraße wurden erste KI-Systeme bereits getestet. „Das Potenzial ist groß“, erklärt Institutsleiter Primar Dr. Amir Kurtaran. Die Software zeigt vielversprechende Ergebnisse, ist aber für den Routineeinsatz in stark frequentierten Ambulanzen noch nicht ausgelegt. Dennoch ist man überzeugt, dass KI künftig einen wertvollen Beitrag zur besseren Diagnostik leisten wird, immer unter ärztlicher Verantwortung. Denn klar ist: Die finale Entscheidung trifft der Mensch. Doch KI kann ihn auf diesem Weg kompetent begleiten – für mehr Sicherheit und Präzision in der Schilddrüsendiagnostik.
Schilddrüsenkompetenzzentrum Klinik Landstraße
Österreichische Schilddrüsengesellschaft