Jetzt geht’s ans Eingemachte. 2027 könnten 2.500 sportbegeisterte Kinder und Jugendliche auf der Straße stehen, weil der Pachtvertrag des einzigartigen Postsportplatzes (Hernals) mit dem Post SV nach 90 Jahren nicht mehr verlängert wird.
Die riesige Anlage, auf der zahlreiche Teams Fußball, Tennis, Hockey, Handball, Basketball, Volleyball und Beachvolleyball spielen, soll künftig gewinnbringend bewirtschaftet werden, wie es die Aktionäre der Post AG angeblich wollen. An den Rändern des Areals sind große Wohnbauten geplant und die Nutzung der verbleibenden Sportflächen will man neu ausschreiben und auch diese „gewinnbringend“ vermarkten. Im besten Fall etwa an gewerbliche Betriebe oder Tennis-Vereine. Die größeren Sportanlagen könnten von größeren Vereinen übernommen werden. Natürlich nur gegen hohe Pachtkoten.
Bezirk ist lautstark dagegen
Die SPÖ und der Hernalser Bezirksvorsteher Peter Jagsch haben die letzte Regierung lautstark aufgefordert, den Postsportplatz für den Breitensport zu retten. Doch sowohl Finanzminister Brunner (Post-Mehrheitseigentümer) als auch der für Sport zuständige Werner Kogler fühlten sich damals als „nicht zuständig“. Von der SPÖ gab es dazu heftige Kritik.
Blatt hat sich gewandelt
Aber das Blatt hat sich gewandelt. Denn jetzt sind ja die SP-Minister Andreas Babler für Sport und Markus Marterbauer für Finanzen zuständig. Der Postsportplatz ist freilich immer noch nicht gerettet. Die Post zieht sich angeblich auf Eigentümerwunsch zurück, obwohl man für 2025 satte 200 Millionen € Gewinn schreiben will. Und Mehrheitseigentümer ist und bleibt die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG), die 52,8 % der ausgegebenen Aktien hält. Ein Betrieb der Post AG ist auch die Telecom Austria, an der der Mexikanische Milliardär Carlos Slim mit über 50 % beteiligt ist. Am Betrieb eines Sportplatzes ist man dort offenbar nicht interessiert, sehr wohl aber am Bau von teuren Eigentumswohnungen.
Stadt schaut zu
Die Stadt Wien, die den Bau von Eigentumswohnungen nur beschränkt zulassen will, verweist auf die Zuständigkeit des Bundes als Hauptaktionär. Die Reaktionen der Politik auf die ersten medialen Hilfeschreie im Vorjahr waren gleich null. Die Post-Chefetage sieht sich ausschließlich den Aktionären gegenüber verpflichtet. Den Hilfeschrei des größten Sportvereins des Landes ignoriert die rot-pinke Stadtregierung bisher. Gesundheit, sinnvolle Freizeitbeschäftigung, Kampf gegen Jugendkriminalität durch Integration, Miteinander statt Vorurteile – das alles leistet der Post SV. Dessen sollte sich die Politiker ganz schnell bewusst werden, bevor das Sportareal zu einem Ladenhüter verkommt.
Ein Bericht von Gerhard Krause

