Die Herausforderungen am Arbeitsmarkt sind bekannt, die aktuellen Zahlen des AMS alarmierend – und doch hat sich für viele Frauen über 50 wenig verändert. Umso bemerkenswerter ist, dass erstmals drei Frauen an der Spitze zentraler Institutionen – dem Pensionistenverband Österreichs, dem Seniorenbund und der Alterssicherungskommission – gemeinsam auftreten, um gesellschaftliche und wirtschaftliche Weichen neu zu stellen. Ihr Ziel: faire Chancen, sichere Einkommen und ein Ende von Vorurteilen, die Frauen in der zweiten Berufskarrierehälfte ausbremsen.

Das Forderungspaket an die Bundesregierung für verbesserte Jobchancen am Arbeitsmarkt für ältere Frauen. © PVÖ/Sandra Oblak
Neue Altersbilder: Achtung statt Vorurteile
Frauen, die jahrzehntelang gearbeitet, Kinder großgezogen oder Angehörige gepflegt haben, rutschen gegen Ende ihrer Erwerbsphase besonders leicht in Langzeitarbeitslosigkeit. Die AMS-Daten zeigen deutlich, wie stark Frauen über 50 davon betroffen sind. Birgit Gerstorfer, Präsidentin des Pensionistenverbandes Österreichs, fordert deshalb einen gesellschaftlichen Kurswechsel.
Erfahrene Mitarbeiterinnen sollen nicht länger als Kostenfaktor gelten, sondern als Kompetenzträgerinnen, deren Lebens- und Berufserfahrung Betrieben Stabilität und Innovationskraft bringt. Gleichzeitig müsse die Arbeitsmarkt- und Pensionspolitik endlich zusammen gedacht werden, damit lange Teilzeitphasen nicht in Altersarmut enden. Ein Risiko, das vor allem Frauen überproportional trifft.
Arbeitsplätze modernisieren: Fit fürs Alter(n)
Für Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec ist klar: Frauen 50+ benötigen Arbeitsbedingungen, die ihre Gesundheit schützen und ihre Stärken fördern. Alternsgerechte Arbeitsplätze sind dabei ebenso entscheidend wie gezielte Anreize für Unternehmen.
Steuerliche Vorteile für Betriebe, die Frauen ab 55 einstellen, sowie ein Ausbau der „Aktion 55plus“ mit eigenem Frauenbudget könnten Beschäftigungschancen deutlich erhöhen. Ergänzend brauche es niederschwellige Weiterbildungen und Umschulungen in Zukunftsbranchen, besonders im MINT-Bereich, wo erfahrene Fachkräfte dringend gesucht werden.

Erstmals setzen sich mit Korosec, Mayrhuber und Gerstorfer drei Spitzenvertreterinnen für mehr Jobfairness für Frauen 50+ ein. © PVÖ/Sandra Oblak
„Wir wollen keine Symbolpolitik, sondern konkrete Verbesserungen: von Qualifizierung über bessere Rahmenbedingungen für den Wiedereinstieg bis zu steuerlichen Anreizen“.
Birgit Gerstorfer, Ingrid Korosec und Christine Mayrhuber
Teilzeit und Co: Wiedereinstieg erleichtern
Christine Mayrhuber, Vorsitzende der Alterssicherungskommission, verweist auf die langfristigen Folgen von unterbrochenen Erwerbsbiografien. Teilzeit, Pflegezeiten und Niedriglöhne wirken bis ins hohe Alter; die Pensionsschere zwischen Männern und Frauen bleibt massiv.
Mehr Aufklärung über finanzielle Risiken von Teilzeit, eine frühe und automatische Pensionskontomitteilung sowie eine flächendeckende Betreuungsinfrastruktur könnten vielen Frauen helfen, ihre beruflichen Entscheidungen besser abzusichern. Gleichzeitig braucht es mehr Gesundheitsprävention und Weiterbildung direkt in den Betrieben, denn mit 50 liegt oft noch ein Drittel des Erwerbslebens vor den Frauen.
Gemeinsamer Auftrag und klare Kontrolle
Die drei Frauen an der Spitze von wichtigen Interessenvertretungen machen deutlich: Sie wollen keine Symbolpolitik, sondern echte Verbesserungen. Deshalb wird ein quartalsweises Monitoring eingeführt, das Beschäftigungszahlen, Arbeitslosigkeit, Teilzeitquoten und Pensionseintritte von Frauen über 50 genau verfolgt.
Sollten Maßnahmen ausbleiben, suchen Gerstorfer, Korosec und Mayrhuber aktiv das Gespräch mit Politik und Sozialpartnern und informieren die Öffentlichkeit laufend über Fortschritte. Ihre Botschaft: Die Erfahrung und Stärke von Frauen über 50 sind ein Gewinn für jeden Arbeitsplatz. Jetzt braucht es faire Chancen, damit sich das auch im Berufsalltag widerspiegelt.