Der Bau des geplanten Logistikzentrums von Transgourmet beim Wiener Auhof polarisiert – das WIENER BEZIRKSBLATT berichtete ausführlich. Während Befürworter von Arbeitsplätzen und notwendiger Infrastruktur sprechen, formieren sich aber auch Gegner mit gewichtigen Argumenten.
Bürgerinitiative
Die Bürgerinitiative „Rettet den Wienerwald“ mit rund 3.000 Unterstützern spricht von fürchterlichem Schaden, der da durch einen derartigen Bau angerichtet werden soll. Die sogenannte Kaltluftschneise für die Stadt Wien werde blockiert, die Stadt würde somit immer heißer werden, das Verkehrsaufkommen werde weiter erhöht – sowohl durch An- und Ablieferverkehr mit LKW, als auch durch die geplanten 250 Mitarbeiter, die ja auf irgendeine Art und Weise zu ihrem Arbeitsplatz kommen müssen.
Unterstützung bekommt die Bürgerinitiative durch VP-Nationalsratsabgeordneten Wolfgang Gerstl, der einerseits um eine Versachlichung der Diskussion bemüht ist, andererseits aber auch mit falschen Zahlenspielereien aufräumen möchte. „Die oft zitierte Studie, mit der jetzt dieses Riesenprojekt legitimiert werden soll, stammt erstens aus dem Jahr 2014 – beinhaltet somit noch nicht die Klimaanalyse der Stadt Wien aus 2020 – und schlägt zweitens auch andere Entwicklungsmöglichkeiten inkl. einem Umbau der Autobahnabfahrt mit einem naturverträglichen Wohnbau am Rande des Lainzer Tiergartens vor. Das 47.000 m2 große Grundstück weist derzeit eine Bebauung von rd. 2160 m2 aus. In Zukunft soll dort ein Betonklotz mit rd. 23.300 m2 ( also mehr als 10 mal so groß!) und 12m Höhe errichtet werden. Dazu kommen noch Verkehrsflächen (innere Verkehrserschließung, Parkplatz, Ladehof) mit ca. 14.000 m2.“, so der Politiker.
Und auch, dass bereits von einem fixen Bauvorhaben gesprochen wird, stößt Gerstl sauer auf. „Es gibt weder eine gültige Flächenwidmung dafür, noch ist eine Baugenehmigung erfolgt. Dass die Stadt Wien und die ASFINAG trotzdem einen Baurechtsvertrag im Jahre 2021 abgeschlossen haben, heißt nur, dass sie die Meinung der Bevölkerung und der Gemeinderäte ignorieren. Wieviele Gemeinderäte werden sich für die Interessen des Magistrats bei den noch erforderlichen Abstimmungen vor den Karren spannen lassen?“, vermutet Gerstl Absprachen zwischen Stadt Wien und Transgourmet.
Hotel
Als fairer und vernünftiger würde er es empfinden, sich um andere Nutzungsformen der grünen Stadteinfahrt Wiens zu bemühen. „Da liegt der Ball beim Wiener Bürgermeister einige Experten zu versammeln, die bessere Vorschläge für die Fläche erarbeiten und insbesondere die Studie aus 2014 nach den geänderten Klimazielen einer Evaluierung gemeinsam mit der Umweltministerin unterziehen. Was ist aus der jahrelang diskutierten Variante eines Sportzentrums im Westen Wiens geworden? Wie wäre es mit einem Holz-Hotel als Eingangstor zum Wienerwald mit einem eigenen Eingang zum Lainzer Tiergarten, um diesen naturnahen Bereich für die Bevölkerung und auch touristisch zu nutzen?“, fragt Gerstl.
Arbeitsplätze
Seitens Transgourmet wird argumentiert, dass durch das Logistikzentrum 250 Arbeitsplätze geschaffen werden würden, mit Photovoltaik gearbeitet würde und auch dass seitens Transgourmet nur umweltfreundliche LKW eingesetzt werden würden. Gerstl dazu: „Das ist zwar nett, aber doch auch Augenauswischerei. Die Lieferanten von Transgourmet können nicht gezwungen werden, mit bestimmten LKW zu fahren (die es zudem derzeit noch nicht in der erforderlichen Serienproduktion am Markt gibt) und außerdem schreibe ich Bürgermeister Michael Ludwig die Meinung seines SPÖ-Klubs ins Stammbuch, dass der ,Klimaschutz entschieden vorangetrieben werden muss’. Jede Form von weiterer großflächiger Versiegelung beim Biosphärenpark Wienerwald stellt ein Verbrechen gegen die Umwelt dar und führt zu weiterer Erhitzung der Stadt.“