Teuerungen: Große Mehrheit fordert Reformen

(C) Pexels: Caritas und SORA präsentieren Monitor zu Teuerungen und Rekordinflation.
(C) Pexels: Caritas und SORA präsentieren Monitor zu Teuerungen und Rekordinflation.

In einer Lebensmittelausgabestelle in Wien präsentierte die Caritas vergangenen Donnerstag gemeinsam mit Christoph Hofinger vom Sozialforschungsinstitut SORA den aktuellen Caritas-Monitor zu Teuerungen und Inflation in Österreich.

„Diese Ausgabestelle ist eine von vielen Seismographen der Caritas in Österreich, die aktuell ein sehr beunruhigendes Bild zeichnen. Es ist das Bild einer Gesellschaft, in der Armut zunimmt und in der immer mehr Menschen unter Druck geraten. Eine Tatsache, die nun auch durch den Caritas-Monitor zum Ausdruck kommt. Hier wird deutlich: In der aktuellen Krise geht es zu allererst um kalte Wohnungen und um leere Kühlschränke, in weiterer Folge geht es aber auch um den sozialen Zusammenhalt in unserem Land“, betont Klaus Schwertner, geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien.

Furcht um sozialen Zusammenhalt

Bei der von SORA im Auftrag der Caritas der Erzdiözese Wien durchgeführten Befragung wurden bis Anfang Oktober 1.011 Face-to-Face-Interviews in ganz Österreich geführt. Rekordinflation und Teuerung führen demnach zu großer Verunsicherung in der breiten Bevölkerung. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54%) ist „sehr“ bzw. „ziemlich“ besorgt, dass sie ihre Wohnung nicht warmhalten kann. Auch die Sorge, bei einem weiteren Anstieg der Preise auf finanzielle Hilfe angewiesen zu sein oder sich verschulden zu müssen, teilen rund 4 von 10 Menschen in Österreich (41 Prozent). Besonders betroffen von der Krise sind jene, die ohnehin wenig Einkommen zu Verfügung haben. Im untersten Einkommensdrittel sind es 72 Prozent, die „sehr“ oder „ziemlich“ große Sorge haben, sich verschulden zu müssen. Das sind um 31 Prozentpunkte mehr als im österreichischen Durchschnitt.

Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich: „Die Ergebnisse von rund 1.000 Interviews sind alarmierend und ermutigend zugleich. Alarmierend, weil das Ergebnis deutlich macht, dass bereits fast jeder Zweite in Österreich im Angesicht der Krise zu Einsparungen gezwungen ist. Gleichzeitig sind die Ergebnisse ermutigend, weil eine große Mehrheit der Befragten auch eine sehr klare und eindeutige Vorstellung davon hat, wie die Politik jetzt auf die anstehenden Herausforderungen reagieren sollte.“

Mehrheit fordert Reformen

Schwertner: „Das Urteil der Befragung ist eindeutig: 8 von 10 Menschen in Österreich fürchten um den sozialen Zusammenhalt. Sie fordern daher eine wirksame Bekämpfung der Teuerungen. Dabei wird auch deutlich, wie groß die Solidarität innerhalb der Bevölkerung ist: Denn selbst jene Personen, die sich derzeit nicht finanziell einschränken müssen, befürworten die Maßnahmen gegen die Armutsgefährdung mit großer Mehrheit!“

  • Im Zusammenhang mit der Teuerung fordern rund 9 von 10 Personen (89%) von der Politik, dass Unterstützungen zuallererst armutsgefährdeten Haushalten zugutekommen sollten. Menschen, die wenig oder gar nicht von Einsparungen betroffen sind zeigen sich dabei ebenso solidarisch mit ärmeren Haushalten wie Menschen die stärker betroffen sind.
  • Zur wirksamen Bekämpfung braucht es laut der großen Mehrheit der Bevölkerung (83% stimme „sehr“ und „ziemlich“ zu) neben einmaligen Unterstützungen, gezielte Maßnahmen, wie die dauerhafte Anhebung der Sozialhilfe und des Arbeitslosengeldes. Spannend: Auch diese Forderung wird von drei Viertel der Menschen, die selbst zu keinen Einsparungen gezwungen sind, mitgetragen!
  • Die Erhöhung der Sozialhilfe, die aktuell unter der Armutsgrenze liegt, wird angesichts der Teuerungen von 8 von 10 Menschen (81% stimme „sehr“ und „ziemlich“ zu) befürwortet.

„Stärkste Inflation muss stärksten Sozialstaat zur Folge haben“

Anna Parr zu den vorliegenden Ergebnissen: „Diese Ergebnisse sollten für die Politik Ermutigung sein, endlich auch jene Reformen auf den Weg zu bringen, die so viele Expert*innen seit langem fordern.“ Zwar anerkennt die Caritas die vielen Hilfen, die die Bundesregierung in den vergangenen Monaten auf den Weg gebracht hat, doch klar sei auch: „Die Hilfen müssen zielgerichteter sein und sie müssen nachhaltig passieren. Beides ist derzeit nur bedingt der Fall. Aus Sicht der Caritas ist klar: Wenn wir die stärkste Inflation seit mehr als 50 Jahren erleben, müssen wir auch mit dem stärksten Sozialstaat darauf antworten.“ Die bereits geplante Valorisierung greift zu kurz, es braucht die Valorisierung auf ein armutsfestes Niveau. Schwertner: „Eine Reihe an Sozial- und Familienleistungen sind in Österreich längst nicht mehr armutsfest – sie liegen unter der Armutsgefährdungsschwelle. Valorisierung hin oder her. Wir brauchen nicht nur die Valorisierung, die Menschen brauchen die Erhöhung auf ein armutsfestes Niveau.“ Parr und Schwertner fordern darüber hinaus auch eine Reparatur der Sozialhilfe Neu und – so Parr: „Die angekündigte und verschobene Reform des Arbeitsmarktes muss eine soziale sein. Auch hier benötigen wir eine Anhebung des Arbeitslosengeldes und der Notstandshilfe auf ein existenzsicherndes Niveau – beide Leistungen sind von der geplanten Valorisierung mit Jahresanfang nicht umfasst. Das ist sozial nicht tragbar! Denn beides sind Leistungen, die das Gesamteinkommen für sehr viele armutsbetroffene Menschen darstellen.“

Mehr Kosten, mehr Hilfe!
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