Alle mögen Erich – für den Bezirks-Chef der Landstraße, Erich Hohenberger, trifft dies vollkommen zu. Ein Gespräch zum 35-Jahre-Jubiläum als Bezirksvorsteher: über Erfolge, Idole, Eigenschaften, die man für erfolgreiche Politik nah am Menschen braucht, und ein Blick auf künftige Entwicklungen im Bezirk Landstraße.
Fast schon ein unglaubliches Jubiläum – 35 Jahre als Bezirksvorsteher in der Landstraße. Und es ist nicht allein sein langer Atem, der Erich Hohenberger auszeichnet. Seine Beliebtheit wird durch einige Eigenschaften untermauert, die man heute in der politischen Landschaft manchmal vermisst: Herz, Hirn, ungebrochene Leidenschaft, Einsatz für andere und eine absolute Handschlagqualität.
Lebenswerk Wien Mitte, Idol Bruno Kreisky und die Abneigung gegen „falsches Spiel“
Wiener Bezirksblatt: 35 Jahre als Bezirksvorsteher der Landstraße: Rückblickend betrachtet, was würden Sie als den schönsten Moment empfinden?
Erich Hohenberger: Der Tag, an dem wir Wien Mitte endlich eröffnet haben – am 25. April 2013. Das ist mein Lebenswerk. Und bis dahin war es ein 25-jähriger langer Weg mit vielen Widerständen. Ich habe ja früher, in unmittelbarer Nähe, in der Bank (Anm. der Redaktion: die ehemalige Zentralsparkasse) gearbeitet. Und ich dachte mir immer: Ein Autobusbahnhof sollte nicht im Herzen Wiens liegen, sondern in den Randbezirken. Das frühere Bahnhofsgebäude hat auch nicht mehr den damaligen Gegebenheiten entsprochen. Es war einfach ein Schandfleck – Alt-Bürgermeister Michael Häupl hat es sogar als „Ratzenstadl“ bezeichnet.
Gibt es jemanden in Ihrem Leben, dessen Taten oder Worte Ihnen im Laufe Ihrer Karriere als Bezirksvorsteher Kraft gegeben haben oder Vorbild waren?
Sicherlich mein großes politisches Idol, Bruno Kreisky. Von ihm habe ich wirklich viel gelernt und mir auch abgeschaut – obwohl man sagen muss: Einem wie Kreisky kann niemand wirklich das Wasser reichen. Dazu eine Geschichte von einem Kasernenbesuch: Die Wehrmänner saßen an einem eigenen Tisch, die Offiziere für sich. Als damaliger Bundeskanzler stellte er sich wie die Wehrmänner in die Schlange zum Essen fassen und setzte sich mit ihnen an einen Tisch und plauderte. Am Abend im Offiziers-Casino wurde dann Politik mit den „Hohen“ gemacht. Sich den Menschen zuzuwenden, sie zu respektieren, ihnen zuzuhören, das war eben Kreisky. Da war nichts Gekünsteltes dabei, das war seine Persönlichkeit. Und das habe ich mir bei meinem Umgang mit den Menschen immer zu Herzen genommen.
Was ärgert Sie persönlich am meisten?
Das größte Ärgernis für mich ist es, wenn jemand falschspielt. Wenn jemand offen sagt, er oder sie ist überhaupt nicht meiner Meinung und die Idee gefällt nicht, dann respektiere ich das auch. Aber wenn jemand sagt „Super, das musst du unbedingt machen!“ und dann beim nächsten anders spricht, das mag ich nicht.
Sie sind ja auch ein Mann der klaren Worte …
Ich denke schon, dass man mich so wahrnimmt.
Menschennähe, Ausdauer, Optimismus bewahren und das „Heilmittel“ Fußball
Das kommt gut bei den Menschen an. Nicht nur, dass sie mit allen reden, Sie packen an und kümmern sich, setzen sich engagiert ein. Was ist für Erich Hohenberger erfolgreiche Politik?
Du musst auf die Menschen zugehen, ihnen zuhören. Und dann schaue ich, wie kann man ihnen helfen oder wie kann man etwas umsetzen, das ihnen hilft. Es ist wichtig, gemeinsam mit allen anderen politischen Fraktionen zusammenzuarbeiten, konsensfähig zu bleiben. Mein Credo ist immer: Alle ins Boot holen! Schauen wir, wie wir etwas gemeinsam auf die Beine für die Menschen stellen können. Wenn jeder ein bissl nachgibt, klappt das gut. Streitereien bringen niemandem etwas.
Wie gehen Sie mit den Sorgen der Menschen um, die man an Sie heranträgt?
Ich versuche zu helfen, wo ich es kann. Durch meine
Tätigkeit habe ich im Laufe der Zeit – es sind doch einige Jährchen (lacht) – natürlich verschiedene Kontakte und ein Netzwerk entwickelt, die dabei unterstützen können.
Wir durchleben gerade herausfordernde Zeiten: Umbrüche in der Arbeitswelt, Teuerung, Klimawandel, Terrorgefahren. Was können Sie Jüngeren vermitteln, um eine positive Sichtweise auf die Zukunft zu entwickeln?
Man darf nicht in der Früh missmutig aufstehen und denken: Um Gottes willen, was habe ich alles zu tun und alles ist furchtbar. Sondern: Heute muss ich das, das und das erledigen – koste es, was es wolle, ich ziehe es durch, Schritt für Schritt. Ausdauer und die Fähigkeit, schwierige Situationen durchzustehen, sind wichtig, auch wenn man manchmal dafür Kritik erntet. Aber das macht stärker.
Bemerkenswert, neben Ihrem Optimismus, ist auch Ihre Vitalität – Grund dafür dürfte eine besondere Leidenschaft von Ihnen sein: das Fußballspielen. Wird man Sie eines Tages auch noch in der Pension am Fußballplatz antreffen?
Genau, solange es meine Gesundheit zulässt, werde ich auch weiterhin spielen. Ich sage immer zu anderen, die öfters krank sind: Spielt’s einmal Fußball – da ist man an der frischen Luft, bewegt sich … das hält euch gesund und fit! Es ist eines meiner Lebenselixiere.
2025 starten große Projekte für die Landstraße – und die Zukunft des Bezirks
Zurück zum Bezirk: Gibt es zur Neugestaltung der Landstraßer Hauptstraße schon Konkretes?
Wir werden bald im Jahr 2025 eine Bürger-Information machen und dann können nochmals Wünsche und Anfragen einfließen.
Und welche größeren Vorhaben im Bezirk sind ab 2025 noch zu erwarten?
Neben der neuen Landstraßer Hauptstraße die Erweiterung der Linie 18 und die Generalsanierung der Schnellbahnstrecke. Diese drei Punkte werden uns die nächsten zwei bis drei Jahre sicher voll beschäftigen. Und nächstes Jahr gilt es natürlich auch, eine Wahl zu schlagen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Bezirks Landstraße – auch in Hinblick darauf, wenn Sie eines Tages nicht mehr Bezirksvorsteher sind?
Wer mir auch immer eines Tages nachfolgen wird: Dieser Person lege ich sehr ans Herz, authentisch zu bleiben und niemals jemanden nachzuahmen. Und: Die Zeit bleibt nicht stehen! Wenn jemand mit neuen Ideen kommt, wird er oder sie sicher das Beste für den Bezirk herausholen.