Wien als Vorbild: Soziale Wohnpolitik gegen die Krise

v.l.n.r.: • Martijn Jeroen Van der Linden (Professor of practice in New Finance & co-initiator on The Waterworks of Money) • MEP Gabriele Bischoff (Vizevorsitzende S&D) • Josh Ryan-Collins (Professor in Economics and Finance & author of the book "Why Can't you Afford a Home") • MEP Irene Tinagli, (Vorsitzende Sonderausschuss zur Wohnraumkrise in der EU) • MEP Andreas Schieder (Koordinator Sonderausschuss zur Wohnraumkrise in der EU) • Tanja Wehsely (GFin Volkshilfe Wien) © zVg

Wohnen gehört zu den grundlegenden Menschenrechten. Doch immer mehr Menschen in Europa sind davon bedroht, dieses Recht zu verlieren.

Steigende Mieten, befristete Mietverträge und die Spekulation mit Immobilien verschärfen die Wohnraumkrise, die sich in vielen Ländern dramatisch zuspitzt. Besonders sozial schwächere Gruppen geraten dadurch in prekäre Lebenssituationen.

Das Wiener Modell: Sozialer Wohnbau mit Vorbildwirkung

Vor diesem Hintergrund stellt die Volkshilfe Wien das Wiener Modell des sozialen Wohnbaus als mögliche Lösung für Europa in den Fokus. Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien, betont: „Guter, adäquater und leistbarer Wohnraum ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben abseits von Armut.“ Wien gilt international als Vorzeigeprojekt – dank einer erfolgreichen Mischung aus sozialer Durchmischung, aktiver Armutsbekämpfung und einem hohen gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Europäische Initiative gegen Wohnungsnot

Ein bedeutender Schritt auf EU-Ebene ist die Einsetzung eines Sonderausschusses im Europäischen Parlament zur Bewältigung der Wohnraumkrise. Österreich wird in diesem Gremium durch den Wiener EU-Abgeordneten Andreas Schieder vertreten. Für Tanja Wehsely ist dies ein starkes Signal: „Dass sich das EU-Parlament mit einem eigenen Ausschuss diesem drängenden Thema widmet, ist ein überfälliger und wichtiger Schritt.“

Wiener Expertise in Brüssel gefragt

Im Rahmen der Veranstaltung „How can you afford a Home?“ der S&D-Fraktion in Brüssel diskutierte Wehsely gemeinsam mit europäischen Expert*innen über Strategien gegen Spekulation und für leistbares Wohnen. Die Volkshilfe Wien brachte dabei ihre langjährige Erfahrung aus der Praxis ein – insbesondere in den Bereichen Wohnungssicherung, Delogierungsprävention, Wohnungs- und Obdachlosenhilfe sowie Mobil Betreutem Wohnen.

Konkrete wohnpolitische Forderungen

Zentrale wohnpolitische Forderungen aus dem Policy Paper der Volkshilfe Österreich standen ebenfalls auf der Agenda. Dazu zählen:

  • Eine Reform und Vereinheitlichung des Mietrechts
  • Ein Verbot befristeter Mietverträge
  • Eine strenge Eindämmung der Immobilienspekulation

Diese Maßnahmen sollen europaweit für mehr Stabilität und soziale Gerechtigkeit auf dem Wohnungsmarkt sorgen.

Rückkehr der sozialen Wohnpolitik

„Die Versorgung mit leistbarem Wohnraum ist eine zentrale staatliche Aufgabe“, so Wehsely. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der soziale Wohnbau in vielen Ländern systematisch zurückgedrängt – mit verheerenden Folgen. Wien stellt eine der wenigen Ausnahmen dar, die dem Trend standhielten. Mit dem jüngst wiedereingerichteten Wohnbauministerium in Österreich bekommt das Thema auch auf Bundesebene wieder den Stellenwert, den es verdient.

Erste Schritte auf Bundesebene setzen Zeichen

Mit dem bundesweiten Mietpreisstopp wurde ein wichtiger Anfang gemacht, der viele Haushalte spürbar entlastet. Weitere angekündigte Maßnahmen – wie die Ausweitung der Mietpreisbremse auf den privaten Sektor und längere Mindestlaufzeiten für Mietverträge – zeigen, dass sich die Politik wieder stärker an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.