Der Wiener Würstelstand soll bald „geadelt“ werden: Mehrere Standler haben einen Verein gegründet, der sich um die Aufnahme der Wiener Gastro-Institution in die Welterbe-Liste bemüht. Unterstützt werden sie dabei von Bürgermeister Michael Ludwig und dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Wien, Walter Ruck.
Würstelstände gehören zu Wien wie die Heurigen und die Kaffeehäuser. Sie sind aus der Stadt nicht mehr wegzudenken und ein beliebter Treffpunkt für alle Gesellschaftsschichten. Die Bewerbung zur Aufnahme der „Wiener Würstelstandkultur“ in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich wird demnächst offiziell eingebracht.
Eine Wiener Institution
Auch wenn die Vielfalt der Imbiss-Angebote in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist, haben Würstelstände einen festen Platz bei den Wienern und auch bei den Touristen. „Sie sind nicht nur Labstationen, sondern Orte der Zusammenkunft, wo auch oft der Wiener Schmäh gepflegt wird“, sagt WK-Präsident Ruck. „Die Würstelstände gehören zur Identität und Geschichte unserer Stadt“, bekräftigt auch Bürgermeister Ludwig.
Beliebter Treffpunkt für alle
Er hob die Niederschwelligkeit der „Institution Würstelstand“ hervor: Dieser sei ebenso spätabends für Opernball-Besucher wie auch tagsüber für Schichtarbeiter ein populäres Ziel. „Unterstützen wir unsere Würstelstände, besuchen wir sie regelmäßig und zeigen wir, dass wir ihren Wert erkennen und schätzen. Sie sind nicht nur Teil unseres täglichen Lebens, sondern auch Botschafter unserer einzigartigen Wiener Kultur“, appelliert Ludwig.
Rund um den Würstelstand
Die Würstelstände in Wien gehen auf die ursprünglich fahrbaren Garküchen und Verkaufsstände aus der k.u.k-Zeit zurück. Sie sollten Kriegsinvaliden ein Einkommen sichern. Der fixe Würstelstand ist eine relativ junge Errungenschaft, die Stadt erlaubte erst 1969 fixe Standorte. Der älteste noch bestehende Würstelstand wurde 1928 eröffnet und ist am Döblinger Gürtel (Würstelstand Leo) nach wie vor in Betrieb. In seiner langen Geschichte hat es der Wiener Würstelstand sowohl in die Literatur als auch in die Popkultur geschafft: Er kommt in der „Tante Jolesch“ von Friedrich Torberg ebenso vor wie in HC Artmanns „Im Schatten der Burenwurscht“. Elisabeth T. Spira schuf der Wiener Institution mit ihrer Folge der Alltagsgeschichten „Am Würstelstand“ 1995 ein Fernseh-Denkmal.