Wer in Wien eine Mietwohnung ergattern möchte, braucht heutzutage mehr als einen sauberen Einkommensnachweis. Auf einem heiß umkämpften Markt zählen oft nicht nur Fakten, sondern auch der persönliche Eindruck – und manchmal sogar der Geruch.
Friktioneller Leerstand: Wohnungen sind blitzschnell weg
In der Bundeshauptstadt ist das Angebot knapp, die Nachfrage enorm. Oft sind Mietobjekte schon nach wenigen Tagen vergeben. Fachleute sprechen von „friktionellem Leerstand“ – zwischen Auszug und Einzug bleibt kaum Zeit. Das heißt: Wer zum Besichtigungstermin kommt, steht im Wettbewerb mit vielen anderen Bewerber:innen, die oft ähnliche Qualifikationen auf Papier haben.
Sympathie schlägt Bonität
Zwar bleiben Einkommensnachweise und Bonitätsauskünfte wichtig, doch wie eine aktuelle Erhebung von ImmoScout24 zeigt, sind sie nicht immer entscheidend. 85 Prozent der Vermieter:innen legen größten Wert auf den persönlichen Eindruck. Ruhige, verlässliche und konfliktfreie Mieter:innen haben klar die Nase vorn.
„Viele unterschätzen, wie emotional der Wohnungsmarkt funktioniert“, sagt Markus Lindblad, Österreich-Sprecher des Onlinehändlers Northerner. „Ein sympathisches Gespräch oder eine angenehme Ausstrahlung können manchmal mehr bewirken als die perfekte Gehaltsabrechnung.“
Rauchen – das Tabuthema bei der Besichtigung
Rechtlich ist es klar: Mieter:innen dürfen in ihrer Wohnung rauchen. Trotzdem wird das Rauchverhalten immer öfter zum stillen Ausschlusskriterium. Der Grund: Nikotingeruch, vergilbte Wände und mögliche Renovierungskosten schrecken Vermieter:innen ab – besonders bei frisch sanierten Wohnungen.
„Kaum jemand schreibt ‚Keine Raucher:innen‘ in die Anzeige, aber viele denken es“, so Lindblad. „Wenn der Geruch bei der Besichtigung auffällt, ist der Eindruck schwer wieder loszuwerden.“
Was Vermieter:innen fragen dürfen – und was nicht
Persönliche Details wie Rauchen, Religion oder Familienplanung müssen bei einer Wohnungsbewerbung nicht angegeben werden. Diskriminierende Fragen sind verboten. Dennoch gilt: Alles, was sichtbar, hörbar oder riechbar ist, fließt in den Gesamteindruck ein – egal ob es zur Sprache kommt oder nicht.
Besichtigung wie ein Bewerbungsgespräch
Makler:innen empfehlen inzwischen, jede Wohnungsbesichtigung wie ein Jobinterview zu behandeln: freundlich, pünktlich, gepflegt und ohne fordernde Attitüde. Wer als kompromissbereit und angenehm wahrgenommen wird, hat oft bessere Chancen – selbst wenn die Unterlagen nicht perfekt sind.
Kleine Tipps können dabei helfen: keine Zigarette vor dem Termin, dezente Kleidung und ein offenes, aber zurückhaltendes Auftreten.