Damals verfolgten Zehntausende das historische Ereignis über Lautsprecher, Radio und sogar über das noch junge Fernsehen – die Geburtsstunde des österreichischen Live-TV. In Sälen und Gasthäusern drängten sich die Menschen, um dabei zu sein, als die Musik im Haus am Ring wieder erklang.
Festakt mit Bundespräsident Van der Bellen
Neue Gedenktafel erinnert an Opfer des NS-Regimes
Zum runden Jubiläum fand am Vormittag im Schwindfoyer ein feierlicher Festakt statt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Vizekanzler Andreas Babler, Außenministerin Beate Meinl-Reisinger, Staatssekretär Alexander Pröll, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und zahlreiche Ehrengäste nahmen teil.
Im Rahmen der Feier wurde eine Gedenktafel enthüllt, die an die Opfer des NS-Regimes erinnert, die an der Oper tätig waren. Sie befindet sich rechts neben dem Haupteingang im Arkadengang. Über der Inschrift ist Käthe Kollwitz’ Werk Die Klage zu sehen – ein eindrucksvolles Mahnmal, das an die dunkelsten Kapitel der Geschichte erinnert.
Ausstellung: „Zerstörung und Wiederaufbau“
Ein Blick auf das Jahrzehnt des Neubeginns
Ab sofort lädt eine Ausstellung im Balkonumgang der Oper Besucherinnen und Besucher ein, in die bewegte Geschichte der Nachkriegszeit einzutauchen. Historische Fotos, Objekte und Texte erzählen vom Wiederaufbau der Staatsoper und vom kulturellen Neubeginn im Österreich der 1950er-Jahre. Die Schau ist bis Ende Jänner für alle Vorstellungsgäste vor den Aufführungen und in den Pausen frei zugänglich.
Buchpräsentation: Im Palast der Selbsterfindung
Wie die Oper zum Symbol einer neuen Republik wurde
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Molden-Verlag das Buch Im Palast der Selbsterfindung. Es beleuchtet die Jahre zwischen 1938 und 1955 – von der Zerstörung über den Wiederaufbau bis zur feierlichen Eröffnung mit Fidelio. Zahlreiche Essays von Historikerinnen, Kunstexpertinnen und Musikwissenschaftlern – darunter Gerald Heidegger, Oliver Rathkolb und Anna Stuhlpfarrer – beleuchten, wie eng Kultur und Identität in dieser Zeit verwoben waren.
Das reich bebilderte Werk ist ab 7. November um 35 Euro erhältlich – online, im Fachhandel sowie direkt in der Oper bei Hamtil & Söhne unter den Arkaden am Herbert-von-Karajan-Platz.
TV-Dokumentation im ORF
„Wiener Staatsoper – Weltbühne für Österreich“
Auch der ORF widmet sich dem Jubiläum: Die 50-minütige Dokumentation Wiener Staatsoper – Weltbühne für Österreich wurde am 5. November um 22.30 Uhr auf ORF 2 ausgestrahlt. Gerald Heidegger und Alexandra Venier gehen darin der Frage nach, warum gerade die Staatsoper zu einem zentralen Symbol österreichischer Identität geworden ist. Ihre These: Österreich war erst wirklich frei, als am 5. November 1955 die Oper wieder öffnete.
Premiere von Fidelio am 16. Dezember
Habjan inszeniert Beethovens Freiheitsoper neu
Zum Abschluss des Jubiläumsjahres steht ab 16. Dezember eine Neuproduktion von Fidelio auf dem Spielplan. Regisseur Nikolaus Habjan und Dirigent Franz Welser-Möst beleuchten das Werk aus neuer Perspektive – auch im Hinblick auf seine Vereinnahmung in der NS-Zeit. Auf der Bühne stehen u. a. Malin Byström (Leonore), David Butt Philip (Florestan) und Christopher Maltman (Don Pizarro).
Die Premierenserie ist bereits ausverkauft, doch es lohnt sich, regelmäßig nach Restkarten oder Stehplätzen Ausschau zu halten. Ö1 überträgt die Premiere live, ORF III zeigt Fidelio zu einem späteren Zeitpunkt im Fernsehen.