Mit ihrer neuen Kampagne „Nur Ja heißt Ja“ setzt die Stadt Wien ein kraftvolles Signal für sexuelle Selbstbestimmung. Im Rahmen der Aktionszeit „16 Tage gegen Gewalt“ (25. November bis 10. Dezember) rückt sie das Thema der bewussten, eindeutigen Zustimmung in den Mittelpunkt und spricht dabei ganz bewusst alle Menschen in Wien an.

Warum Wien „Nur Ja heißt Ja“ sagt

Die Botschaft der Kampagne ist bewusst einfach gehalten und gerade deshalb kraftvoll. Ein Ja ist nur dann ein Ja, wenn es aktiv und eindeutig gegeben wird. Kleidung, ein Lächeln oder gemeinsames Ausgehen sind keine Zustimmung. Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál betont, dass gewalttätige Übergriffe gegen Frauen und Mädchen – von der Belästigung bis zur Vergewaltigung – überall stattfinden können und niemals entschuldbar sind.

„Gewalt und sexualisierte Übergriffe sind nie akzeptabel! Egal ob zu Hause, am Arbeitsplatz, im Club oder im öffentlichen Raum. Es sollte vollkommen selbstverständlich sein, dass sexuelle Handlungen nur unter absoluter Zustimmung passieren. Die Kampagne richtet sich ganz bewusst an Frauen und Männer, denn Gewaltschutz braucht uns alle.“
Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál

Die Sujets und deren Botschaften sind in ganz Wien auf City Lights, in Printanzeigen, über Radio und in sozialen Medien zu sehen und zu hören. Sie adressieren Alltagssituationen wie den Alltag in Beziehungen, am Arbeitsplatz und beim Ausgehen.

Was genau ist das Zustimmungsprinzip?

Das Herzstück von „Nur Ja heißt Ja“ ist das bewusste, freiwillige und eindeutige Ja als Voraussetzung für sexuelle Handlungen. Das aktuell geltende „Nein heißt Nein“ berücksichtigt nicht, dass viele Betroffene in Gefahrensituationen in eine Schockstarre fallen und nicht sprechen oder sich wehren können. Schweigen, Unsicherheit oder ein „Vielleicht“ sind keine Zustimmung. Das sogenannte Zustimmungsprinzip setzt auf Freiwilligkeit, klare Kommunikation und jederzeitigen Widerruf. Fragen wie „Darf ich?“ oder „Möchtest du das?“ schaffen Nähe, Vertrauen und Klarheit.

Warum im Gesetz verankern?

Länder wie Spanien oder Schweden machen vor, wie ein solches Gesetz das Bewusstsein der Bevölkerung stärkt und Prävention unterstützt. In Schweden trat 2018 ein Gesetz in Kraft, das jede sexuelle Handlung ohne ausdrückliche Zustimmung als Vergewaltigung wertet. Seither stiegen die Verurteilungen stark an. Laut dem nationalen Kriminalpräventionsrat Brå verdoppelte sich fast die Zahl der Anklagen.

Diese Entwicklung deutet nicht einfach auf mehr Gewalt hin. Es werden Fälle sichtbarer, die früher vielleicht nicht strafrechtlich verfolgt worden wären, weil Gewalt oder Drohungen schwer nachzuweisen waren. Ein OECD-Bericht bestätigt, dass durch das neue Gesetz auch „neue“ Fälle (fehlende Zustimmung) erfasst werden. Gleichzeitig erhöhte sich die Clearance-Rate: Der Anteil angezeigter Fälle, die tatsächlich verfolgt werden.

Auch in Spanien wurde 2022 die „Ley Orgánica de Garantía Integral de la Libertad Sexual“ verabschiedet, die ausdrücklich ein ausdrückliches, freiwilliges Einverständnis fordert. Im spanischen Gesetz entfällt die Unterscheidung zwischen „Missbrauch“ und „Aggression“. Jede sexuelle Handlung ohne klaren Konsens gilt als Straftat.

Diese Beispiele zeigen, dass ein gesetzlich verankertes Zustimmungsprinzip nicht nur Symbolpolitik ist, sondern praktische Wirkung entfalten kann. Betroffene erfahren mehr Gerechtigkeit und ein kultureller Wandel hin zu klarer, respektvoller Kommunikation wird angestoßen.

Wien stärkt Betroffene, neue Gesprächskultur

Der 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien unter Tel 01/71 71 9 hilft kostenlos und vertraulich, auch dann, wenn Betroffene unsicher sind, wie eine Situation einzuordnen ist. Auch Männer und Burschen erhalten Unterstützung. Die Männerberatung Wien bietet Räume für Reflexion, das Hinterfragen von Rollenbildern und das Erlernen respektvoller Kommunikation. Viele Grenzüberschreitungen entstehen aus Unsicherheit; professionelle Begleitung hilft, Verantwortung zu übernehmen und gesunde Beziehungen zu leben.

Mehr dazu: www.wien.gv.at/gewaltschutz

Was Wien tut, um Gewalt keinen Platz zu geben, erfährst du auch im neuen Wiener Bezirksblatt: