Das wohl kleinste Stellwerk der Welt

(C) Berger: Die Stellwerkanlagen waren einst in großen Bahnhöfen in Betrieb. Jetzt sind sie es in kleinen.
(C) Berger: Die Stellwerkanlagen waren einst in großen Bahnhöfen in Betrieb. Jetzt sind sie es in kleinen.

Nicht jeder Mensch nimmt sich gerne Arbeit mit nach Hause. Anders Engelbert ­Fischer. Er hat sogar seinen ­früheren Beruf zum Hobby ­gemacht. Der Elektroingenieur stand einst in Diensten der ÖBB, doch die Liebe zu Zügen „begleitet mich schon mein ganzes Leben“. Kein Wunder also, dass er dieser auch in seiner Pension treu bleibt. „Ich habe in den letzten zwanzig Jahren eine Modellbahn errichtet, die ausschließlich über Originalstellwerke der ÖBB gesteuert wird“, erzählt er stolz. Bereits 1993 begann er mit dem Sammeln und Erwerben von ausgemusterten Original­stellwerken. „Das älteste stammt aus dem Jahr 1910.“ Acht unterschied­liche konnte er zusammentragen und auch ­zusammenschließen.

Realer Bahnbetrieb

Mit unglaublicher Akribie, Geduld und Detailversessenheit hat Engelbert Fischer seine Vision Realität werden lassen. „Im Laufe der Zeit habe ich 740 Meter Kabel, 15.000 Dioden, 6.500 Relais und unzählige Transistoren verbaut.“ Nunmehr ist das Projekt fertiggestellt und hat sozusagen den Fahrbetrieb aufgenommen. Das Ergebnis verblüfft. Alles funk­tioniert so, wie es einst funktionierte – nur, dass über die ­großen Anlagen jetzt eben kleine Züge gesteuert werden. Von Spielerei ist das Projekt ­allerdings weit entfernt. „Um die Stellwerke zu bedienen, ist das Wissen eines ausgebildeten Fahrdienstleiters erforderlich“, erklärt Fischer. Zum Glück gibt er dieses gerne weiter.

Interessierte Willkommen

In einem kleineren Rahmen hat ­Engelbert Fischer bereits einige Besucher „in meiner Lehrstellwerksanlage“ begrüßt. Mit großem Erfolg. „Alle jene, die sich selbst als ferro­sexuell (ironische ­Bezeichnung für jemanden, der alles liebt, was im Zusammenhang mit Eisenbahnen steht) bezeichnen, sind von dieser Anlage restlos begeistert!“ Aus diesem Grund will er zukünftig den ­regulären Fahrbetrieb intensi­vieren und nebenbei auch Seminare anbieten. Wer also seine Leidenschaft teilt und mit bis zu 8 Gleichgesinnten ausleben will, kann sich jetzt unter der E-Mail-Adresse lehrstellwerk.oberlaa@gmail.com melden.

Engelbert Fischer im Porträt

Name: Engelbert Fischer
Beruf: Ingenieur Elektrotechnik bei den ÖBB, heute Pensionist.
Persönliches: Seit 1982verheiratet, habe zwei erwachsene Söhne, ein Enkelkind Anna mit 2 Jahren. Ein weiteres Enkelkind ist noch im Werden. Der geplante Geburtstermin ist im Februar 2023. Darüber hinaus bin ich auch Autor von Kriminalromanen. Zum Schreiben kam ich während einer schweren Erkrankung des Bewegungsapparates.
Alter: 62 Jahre
Was ich an meinem Bezirk mag: Favoriten ist ein sehr lebendiger Bezirk und das gefällt mir sehr. Zudem haben wir das Glück, in Oberlaa leben zu dürfen, was zum teil dem Leben auf dem Lande entspricht. Aber ich habe Sorge, dass das auf dem Spiel steht. Furchtbar finde ich die zunehmende Verbauung und den damit stetigen Verlust von den Agrarflächen, die das Bild unserer Gegend, ja unsere Gegend selbst seit Jahrzehnten prägen.
Was mir wichtig ist: Gesundheit und ein friedliches Miteinander in allen Lebensbereichen.