In Bernd Watzka’s Tiergedichten können Teddybär, Wal, King Kong & Co. nicht nur sprechen, sondern sogar reimen. Nach jahrhundertelanger Dominanz des Menschen als vorrangiges Objekt der Kunst ist es höchste Zeit, Vierbeiner, Flossen- und Flügelträger ins poetische Rampenlicht zu rücken. Jede Woche erscheint ein neues Gedicht. Alle Gedichte finden Sie gesammelt hier.

Der Dürer-Hase

Seit mehr als fünfhundert Jahren
hock ich hier und warte drauf,
dass irgendwann mal was passiert.

Vielleicht strahl ich Ruhe aus;
doch Leute, bitte irrt euch nicht –
in mir brodelt ein Vulkan.

Der Rahmen ist mir viel zu eng;    
kann mich überhaupt nicht rühren! 
So viel zum Thema artgerecht.

Doch bald ist‘s soweit: Ich spring auf,
verlass das Bild. Warum ich’s tue? 
Meines Zornes Grund verrat ich gern:

Ich sah Millionen Europäer, 
Chinesen, Amis und Japaner,
auch Russen, Araber sonder Zahl. 

Das ist ja alles gut und schön –
doch ich möcht ein Mal im Leben
einen anderen Hasen seh‘n!

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