Die Hausstaubmilbe

In Bernd Watzka’s Tiergedichten können Teddybär, Wal, King Kong & Co. nicht nur sprechen, sondern sogar reimen. Nach jahrhundertelanger Dominanz des Menschen als vorrangiges Objekt der Kunst ist es höchste Zeit, Vierbeiner, Flossen- und Flügelträger ins poetische Rampenlicht zu rücken. Jede Woche erscheint ein neues Gedicht. Alle Gedichte finden Sie gesammelt hier.

Die Hausstaubmilbe

Ich wag es kaum, mich vorzustellen,
bin doch beliebt wie Salmonellen.
Um euch den Tag nicht zu verderben,
müsst ich auf der Stelle sterben.

Ich bin eine Hausstaubmilbe,
Betonung auf der ersten Silbe.
Bin euch näher, als ihr glaubt,
viel näher als der Liebsten Haupt.

Zwar bin ich mikroskopisch klein,
halte ich eure Polster rein –
indem ich, wie wohl jeder weiß,
eure Hautschuppen verspeis.

Also bitte, kein böses Wort,
sonst bin ich irgendwann mal fort.
Sind unsere Bande auch sehr lose,
leben wir doch in Symbiose!

Hans Steiner
Chefredakteur