In Bernd Watzka’s Tiergedichten können Teddybär, Wal, King Kong & Co. nicht nur sprechen, sondern sogar reimen. Nach jahrhundertelanger Dominanz des Menschen als vorrangiges Objekt der Kunst ist es höchste Zeit, Vierbeiner, Flossen- und Flügelträger ins poetische Rampenlicht zu rücken. Jede Woche erscheint ein neues Gedicht. Alle Gedichte finden Sie gesammelt hier.
Die Heiligen Drei Kühe
Wir sind die Heiligen Drei Kühe,
wir schleppten uns mit großer Mühe
nach Bethlehem, suchten die Krippe
mitsamt der dreifaltigen Sippe,
zu kredenzen dem heiligen Knilch
unsre wertvollste Gabe: frische Milch.
Doch wir Kühe – es ist kaum zu fassen! –
wurden beim Stall nicht vorgelassen.
So erging’s auch Schweinen und Hennen;
wir mussten alle schmerzlich erkennen:
Mit Milch, Fleisch, Eiern ist Gott dir nicht hold;
es zählen nur Weihrauch, Myrrhe und Gold.