In Bernd Watzka’s Tiergedichten können Teddybär, Wal, King Kong & Co. nicht nur sprechen, sondern sogar reimen. Nach jahrhundertelanger Dominanz des Menschen als vorrangiges Objekt der Kunst ist es höchste Zeit, Vierbeiner, Flossen- und Flügelträger ins poetische Rampenlicht zu rücken. Jede Woche erscheint ein neues Gedicht. Alle Gedichte finden Sie gesammelt hier.
Die Motte
Ich bin eine fröhliche Motte
und trag den schönen Namen Lotte.
Ich tanz für euch so gern ums Licht,
doch darauf seid ihr nicht erpicht.
Ich bin zwar leicht, ja – sogar sehr;
doch ihr macht mir das Leben schwer.
Seht ihr mich, tut ihr die Fäuste ballen
und jagt mich, stellt gemeine Fallen.
Sagt mir, was kann ich dafür,
dass ich herumflieg als Mottentier?
Wir haben dieselben Interessen,
vor allem wenn es geht ums Essen.
Ich lieb, wir ihr, Müsli, Nüsse, Mehl,
doch tauch ich auf, schaut ihr nur scheel.
Dabei ist genug für alle da,
für mich und meine Kinderschar.
Habt Dank nun fürs andächtige Lauschen;
meine Schwestern haben, als wir plauschten,
in Ruhe verschmaust euren Proviant.
Was sagt ihr jetzt? Ist doch allerhand!